kulturtipp: Herr und Frau Schneuwly, das SRF-Publikum begleitete Sie bereits im Lockdown, beim Kiffen und in den Swingerclub. Jetzt machen Sie ein Theater. Ist das intimitätsmässig für Sie eine Steigerung?
Langes Schweigen.
Herr Schneuwly (HS): Imität?
Frau Schneuwly (FS): Also wir haben schon etwas an.
HS: Was heisst Intimität?
FS: Das ist … so dieses nahe beieinander … Also wenn man nackt ist … Intim.
HS: Das lehnen wir schon eher ab.
Haben Sie denn schon mal Theater gespielt, in der Schule zum Beispiel?
HS: Ich habe, glaube ich, mal einen Baum gespielt.
FS: Ich habe im Kirchenchor gesungen.
Und Ihr neues Projekt, was wird das für ein Theater?
FS: Eins aus dem Englischen.
HS: Etwas, das auch immer im Fernsehen kommt. Einer deckt sehr lange den Tisch. Und ein Tigerfell hats auch. Aber im Fernsehen ist das schwarz-weiss.
FS: Aber wir haben uns jetzt für das farbige entschieden, oder?
Sie spielen also den Sketch «Dinner for One». Haben Sie beide Schauspieltraining bekommen?
HS: Ja, wir haben Übungen gemacht, bei denen wir so eine Perücke angezogen und auf Französisch geredet haben.
FS: Also ansatzweise. Jetzt musst du nicht gleich so hoch greifen.
HS: Aber wir sagen französische Wörter. So wie Raclette und Fondue.
Sie haben auch eine Vorstellung an Silvester. Wie ist das für Sie, einen solch besonderen Abend auf der Bühne zu verbringen?
FS: Wir mussten halt den Hämpu und den Stöffu ausladen. Da gab es natürlich ein bisschen böses Blut.
HS: Wir machen dasselbe wie immer, einfach selber. Wir haben den Sketch ja 30 Jahre lang jedes Jahr geschaut.
FS: Mhm.
HS: Von daher ist es eigentlich erstaunlich, dass wir ihn nicht können.
FS: Ja. Das dünkt mich jetzt auch beachtlich. Dass du dir so wenig merken kannst.
Wenn man auf der Bühne seinen Text vergisst, muss man spontan sein und improvisieren. Trauen Sie sich das zu?
HS: Ich würde dann einfach warten.
FS: Nein, das könntest du dann nicht.
HS: Aber ich wüsste ja nicht, was sagen. Und irgendwann sagst du ja immer was. Das weiss ich aus Erfahrung. Es ginge also schon irgendwie weiter. Du würdest dann vielleicht sagen: «Hansjörg!»
FS: Hansjörg! Und dann dürftest du mir nicht ins Wort fallen!
HS: Und dann würde ich sagen: «Was isch?» Und du würdest sagen: «Säg öppis!» Und nachher würde ich sagen: «Was?»
FS: Ja, das ist dann natürlich ganz blöd.
HS: So könnten wir uns eigentlich immer retten, wenn ich nicht mehr weiter weiss.
FS: Aber ich kann ja deinen Text nicht, Hansjörg!
HS: Aha. Ah, nicht?
FS: Nein, also, ich lerne meinen Text, und du lernst deinen
Text!
HS: Dann geht das nicht.
FS: Nein. Ich glaube, du kannst dich nicht auf mich verlassen.
HS: Es wird Lücken geben, dünkts mich. Aber die Leute mögen manchmal auch ein bisschen Ruhe.
Was gefällt Ihnen am Theater?
Beide schauen lange geradeaus, bis Margrit Schneuwly ihre Brille zurechtrückt.
FS: Ich finde es schön, wenn man singt, und es dann so Hühnerhautmomente gibt. Wenn die Leute im Publikum anfangen zu weinen oder das Taschentuch hervornehmen und sich schnäuzen. Das tschudderet mich jetzt schon fast bei der Vorstellung.
HS: Es gibt eine Szene, in der ich einen Landjäger esse. Da freue ich mich immer vorher schon, wenn ich weiss, dass wir die
proben.
Essen Sie denn anders auf der Bühne als daheim?
FS: Also bis jetzt isst du ihn einfach. Ich habe das Gefühl, du hast da keine anderen Kaugewohnheiten als daheim.
HS: Ich könnte mir vorstellen, dass ich schneller esse, wenn Leute zuschauen. Ich will ihn ja nicht teilen.
FS: Aus Futterneid?
HS: Einfach, dass niemand auf die Idee kommt, auch Landjäger zu wollen.
FS: Du musst dann schon schauen, dass du dich nicht verschluckst. Das kann gefährlich sein, wenn du so ein Stück runterwürgst.
HS: Und noch rede dabei.
FS: Ja.
HS: Das mach ich sonst nicht. Ich kann kauen und reden sehr gut trennen sonst. Und hier läuft das jetzt zusammen.
Das haben Sie im Knigge aber anders gelernt.
FS: Dass man nicht spricht mit vollem Mund, ja. Das müsstest du dann schon noch koordinieren, Hansjörg.
HS: Vielleicht ist es dann eben Theater, wenn man beim Essen redet.
FS: Mhm. Ja, das hat schon was. Es ist ja ein bisschen wie das Leben – und doch anders. Das ist schon auch etwas, das einem unter die Haut geht, eine Zellerweiterung.
HS: Es ist wie zusammengequetscht. Also wenn man eben kaut und redet, kann man vielleicht sagen, oder?
FS: Mhm, ja.
HS: So wie ein Brei.
Frau Schneuwly, was wäre Ihre Traumrolle?
FS: Die Königin der Nacht würde mir gefallen. Mit den Tonfolgen. Das hören wir manchmal an Heiligabend. Dieses «oh oh oh oh oh oh ooooh». Oder?
HS: Die Margrit kann eben auch noch gut singen, das glaubt man gar nicht.
FS: Ich übe auch immer daheim. Da bist du dann ganz still. Das berührt dich immer ziemlich.
HS: Ist das denn ein Vogel? Oder was ist die Königin der Nacht?
FS: Ich würde sagen, das
Theater ist für mich nur ein Sprungbrett für das Musical.
Interview: Deborah von Wartburg
Schneuwlys machen ein Theater
Premiere: Sa, 28.12., 20.00
Theater Matte Bern
Die Schneuwlys
In der humoristisch nachgestellten TV-Reality-Serie «Experiment Schneuwly» von Juri Steinhart spielen Matto Kämpf und Anne Hodler das bünzlig-schräge Ehepaar Margrit und Hansjörg Schneuwly. SRF schickt die Schneuwlys in drei Staffeln in die Paartherapie, den Knigge-Kurs oder in ein Kinderwunschseminar. Alle Folgen sind in der SRF-Mediathek zu sehen.