«Schleichmusik, bitte!», ruft Regisseurin Hanna Müller und stapft auf hohen Hacken über die Bühne in Bern. Spannungsvolle Musik erklingt. Daraufhin schleichen mehrere Figuren um die Häuser – pardon, Kulissen –, während eine mysteriöse Frau mit einer Sonnenbrille das Geschehen beobachtet. Wir sind mitten in den Proben zu «Emil und die Detektive», dem diesjährigen Weihnachtsmärchen am Schauspiel Bern (Bühnen Bern). «Ich bin von Bern und komme gerade vom Bahnhof», sagt Emil (Viet Anh Alexander Tran), den man an seinem etwas hausbackenen Look als Kleinstädter erkennt. Sein Mitstreiter ist der coole Berliner «Gustav mit der Hupe» (Jonas Dumke), der gleich eine ganze Truppe zusammentrommelt, um Emil zu helfen. Denn diesem wurde auf der Fahrt von Bern nach Berlin, wo er seine Grossmutter und seine Cousine besuchen will, sein Geld gestohlen. Emil und seine Helferinnen und Helfer jagen den Dieb durch die ganze Stadt.
Bei der Probe unter der Leitung der Hamburger Regisseurin Hanna Müller kann man ahnen, was für ein kongenialer Spass dieser «Emil» wird. Der Bösewicht – eine Frau namens «Grundeis» (Jeanne Devos) – singt ein Lied darüber, wie Berlin den Neuankömmlingen zu gross und zu wild ist. «Sie machen vor Angst die Beine krumm. Sie machen alles verkehrt», heisst es da.
Anspielungen auf die 1920er-Jahre
Die Kinder bewegen sich durch eine futuristische Stadt, wobei die Bühne (Natascha von Steiger) aus Elementen besteht, die sich auch mal um die eigene Achse drehen – etwa dann, wenn eine wilde Taxifahrt durch den Grossstadtdschungel suggeriert wird. Die Band rund um den Musiker Felix Weigt sorgt für sonderbare Synthesizer-Klänge. «Kann ich davon noch mehr haben? Dieses Blubbern. Alles, was nach Raumschiff klingt, ist gut», fordert die Regisseurin bei den Proben. Die Kostüme (Silvie Naunheim) sind ein wilder Mix mit Anspielungen auf die 20er, schliesslich ist Erich Kästners Roman 1929 erschienen. Die Geschichte wurde von einem Kindheitserlebnis des Autors inspiriert. Er hatte tatsächlich als Kind eine Diebin gestellt, die seine Mutter bestohlen hatte.
Emil aus Bern und die nerdige Frau Professor
Als «immerwährende Verfolgungsjagd», beschreibt Hanna Müller das Stück. Sie hat die von Kästner geschriebene Theaterfassung als Grundlage genommen und ein wenig bearbeitet. Emil kommt nicht aus Neustadt, sondern aus Bern, und zum engen Kreis gehören auch Mädchen. So wurde aus dem Professor bei Kästner das nerdige Mädchen Frau Professor (Nola Friedrich), die mit einer hipsterigen Oma-Brille auf der Nase Ratschläge erteilt. Dadurch bekommt Kästners Pony Hütchen (Vanessa Bösch), ein Grossstadtmädchen aus guten Verhältnissen, weibliche Verstärkung.
In Luzern geht die Band auf Tätersuche
Zeitgleich mit den Bühnen Bern steht auch am Luzerner Theater «Emil und die Detektive» auf dem Spielplan. In Luzern inszeniert Benno Muheim, Regisseur und Musiker der Kinderband Silberbüx, das Stück. Er sieht kein Problem darin, dass «Emil» gleich auf zwei Bühnen gespielt wird. «Die traditionellen Weihnachtsmärchen sind eine sehr regionale Sache.» Wenn er Zeit finde, werde er sich die Version in Bern gerne ansehen.
Kästners Geschichte liest Muheim, der selbst Vater zweier Kinder ist, als «Selbstermächtigungsprozess von Kindern innerhalb einer erwachsenen Welt.» Der Urner hat mit dem Autor Martin Carnevali eine eigene Spielfassung geschrieben, die sich, zumindest was die Dialoge angeht, ebenfalls eng an Kästners Text hält. Inhaltlich wurde eine zweite Spielebene eingebaut. Die Bandmitglieder von Silberbüx werden parallel zu Emil und Konsorten Opfer eines Diebstahls und begeben sich ebenfalls auf Tätersuche. Und zwar im ganzen Theater, zum Teil von Kameras begleitet, die auch Blicke hinter die Kulissen ermöglichen. «Die Gewichtung liegt allerdings klar auf Emils Geschichte», erklärt Muheim. «Es ist mir wichtig, dass sich das Publikum mit Emil verbündet.» Dabei helfe die Musik. Um die kleinen Zuschauer dazu zu bewegen, ins Geschehen einzugreifen, gibts Mundart-Lieder zum Mitsingen.
Ohrwürmer und «Emil»-Songs von Silberbüx
Fans der Band Silberbüx sollten auf ihre Kosten kommen. Nebst speziell für «Emil» geschriebenen Liedern werden auch ein paar Ohrwürmer aus alten Alben gespielt, etwa der Song «Gheimagente».
Auch in Luzern wurden Mädchen in die Gang aufgenommen. Gustav mit der Hupe wird hier zu Gusti, einem frechen Grossstadtmädchen. Die Bühne (Isabelle Vogt) kommt in Schichten daher. Verschiedene Elemente, die von oben auf die Bühne gezogen werden, ergeben eine abstrakte Architektur, in der die Kinder sich zurechtfinden müssen. «Es ist ein wenig wie ein Hindernislauf mit vielen Versteckmöglichkeiten», verrät Muheim.
Emil und die Detektive
Premiere Luzerner Theater
Mi, 17.11., 10.00
Ab 6 Jahren
Premiere Bühnen Bern
Mi, 24.11, 17.00
Ab 7 Jahren
Start in die Kindertheater-Saison
Der Löwe, der nicht schreiben konnte - Familienmusical, ab 4 Jahren
Bis Sa, 8.1., Bernhard Theater Zürich
Urmel aus dem Eis – Dialektstück, ab 4 Jahren
Bis So, 10.4., Theater am Hechtplatz Zürich
Der Zauberer von Oz – Familienmusical, ab 6 Jahren
Bis So, 12.12., Theater Winterthur ZH
König der Frösche – Familientheater, ab 8 Jahren
Premiere: Sa, 13.11., 16.00 Schauspielhaus Zürich
Die kleine Hexe – Familientheater, ab 5 Jahren
Premiere: Sa, 13.11., 14.00 Theater St. Gallen
Die Odyssee – Familienoper, ab 7 Jahren
Premiere: Sa, 13.11., 17.00 Opernhaus Zürich
Wonderland – Tanztheater, ab 8 Jahren
Premiere: Sa, 20.11., 17.00 Theater Biel BE
Rettet Rumpelstilzchen – Märchentheater, ab 5 Jahren
Premiere: Sa, 27.11., 14.00 Theater Chur
Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute – Theaterparabel, ab 9 Jahren
Premiere: So, 28.11., 17.00 La Grenouille Biel