John C. Reilly und Joaquin Phoenix spielen das titelgebende Brüderpaar Eli und Charlie Sisters. Es handelt sich bei den ungleichen Brüdern um gnadenlose Auftragsmörder und Kopfgeldjäger. Sie erschiessen und brandschatzen im Auftrag eines dubiosen Dienstherrn namens «Commodore». Ort und Zeit: Oregon, 1851. Ihr Weg führt sie vom Nordwesten des Kontinents nach Kalifornien ans Meer. Hier herrscht Goldgräberstimmung.
Bei den beiden Gesetzlosen kommen Zweifel auf, ob es auf die Dauer ihr Lebensplan sein soll, unschuldige Menschen zu töten. Sie stellen sich existenzielle Fragen bei tiefgründigen philosophischen Gesprächen am nächtlichen Lagerfeuer.
Vier Verbündete auf der Suche nach Glück
Ihr aktueller Auftrag führt die Brüder mit dem Tagebuch schreibenden Intellektuellen John Morris (Jake Gyllenhaal) zusammen. Auch er steht im Dienst des «Commodore». Man soll den dunkelhäutigen Ingenieur und Goldsucher Hermann Kermit Warm (der pakistanischstämmige Brite Riz Ahmed) ausfindig machen. Der Idealist Warm träumt von einer klassenlosen Gesellschaft, von einer Welt, die ohne Gier auskommt. Eine Utopie.
Die vier Männer verbünden sich und versuchen gemeinsam ihr Glück. Eine chemische Substanz soll das Aufspüren von Goldstücken im Wasser ermöglichen. Sie stauen einen Bach und schütten das Wundermittel hinein. Ein Experiment, das zur Katastrophe führt.
Die Brüder erleben eine Zeit des Umbruchs, bewegen sich in einer Welt im rasanten Wandel. Eine neue Ära bricht an, in der Eli und Charlie ihren Platz nicht unbedingt finden werden. Ein sprechendes Bild dazu: Ein Fertighaus wird auf der Strasse mitten durch die Stadt transportiert. Der Fortschritt kann sich auch unspektakulär manifestieren. Etwa dann, wenn Eli die Vorzüge von Zahnbürste samt Zahnpulver kennenlernt. Oder ein Hotelier in der Metropole San Francisco zeigt den Männern eine ihnen offensichtlich bislang unbekannte Neuheit: ein Klo mit Wasserspülung im Haus!
Unblutig-lakonische Inszenierung
Regisseur Jacques Audiard hat mit «The Sisters Brothers» den 2011 erschienenen gleichnamigen Roman des kanadischen Autors Patrick DeWitt adaptiert. Im Gewand des Genres Western stellt er einige gegenwärtige Bezüge her. Die Western-Elemente sind zwar alle noch da: weite Landschaften, Schiessereien. Wobei alles eher unblutig-lakonisch inszeniert ist, nicht ohne Humor. Dazu gesellen sich Verweise auf Aktuelles, etwa Waffengesetze und Ausbeutung der Natur. Oder die Flüchtlingsfrage: Eine Assoziation dazu weckt die Szene, wo die Brüder am Pazifikstrand reitend angespülte Habseligkeiten entdecken.
Jacques Audiards Wiederbelebung und Neuinterpretation des Western hat ihm Auszeichnungen gebracht, daheim in Frankreich bei den «Césars»-Filmpreisen für beste Regie, beste Kamera, bester Ton und beste Ausstattung. In Venedig gabs den Silbernen Löwen für die beste Regie.
Gedreht wurden die Westernlandschaften übrigens in Rumänien und in einem spanischen Themenpark.
The Sisters Brothers
Regie: Jacques Audiard
Ab Do, 21.3., im Kino