Eigentlich wollte der Schriftsteller Daniel Mantovani (Oscar Martinez) nie mehr in seine Heimat zurück. «Auf keinen Fall», antwortet er seiner Sekretärin, die auch andere Anfragen an den berühmten Literaturnobelpreisträger abschlägig beantworten muss. Er geht dann doch nach Salas, in sein Heimatdorf in der argentinischen Provinz. Sie wollen ihn zum Ehrenbürger («ciudadano ilustre») machen. Mit 20 war Daniel von dort gegangen; 40 Jahre lang kehrte er nicht zurück.
Von Barcelona fliegt er nach Südamerika. Die Fahrt vom Flughafen ins Dorf dauert mit dem Auto sieben Stunden. Prompt kommt es in der Pampa zur Panne. Um sich zu wärmen, macht der Chauffeur ein Feuer, unter anderem mit Papier aus einem Mantovani-Roman – «Ich verbrenne meine eigenen Bücher, um zu überleben.» Die nobelpreisgekrönte Literatur dient in der Not auch als Toilettenpapier.
Ein Denkmal, ein Groupie und Eier ins Gesicht
Im heimatlichen Salas wartet ein dicht gedrängtes Veranstaltungsprogramm auf den berühmten Sohn. Man fährt auf dem Feuerwehrauto mit der Schönheitskönigin durchs Dorf. Im Park weiht er sein eigenes Denkmal ein. Der Bürgermeister sagt: «Wir Argentinier können stolz sein: Diego, der Papst, Messi, die Königin von Holland, alle aus Argentinien – wie jetzt Daniel Mantovani.»
Ungeplant ist der erotische Besuch eines jungen Groupies auf seinem Hotelzimmer. Ebenso der Ausgang der Jurierung eines Malwettbewerbs. Daniel weigert sich angesichts des bedenklichen Niveaus, auch nur ein einziges Werk auszuwählen. Das passt dem Vorsitzenden des regionalen Künstlerverbandes gar nicht. Er beschimpft den prominenten Gast, er würde die Gemeinde in den Dreck ziehen, die Menschen für seine Literatur ausnutzen. Man tituliert Daniel als «Landesverräter» und «Hurensohn», bewirft ihn mit Eiern. Andere wiederum fühlen sich geschmeichelt, dass und wie Salas und seine Bewohner literaturwürdig geworden sind.
Eine Preisverleihung für den Malwettbewerb findet trotzdem statt; der Bürgermeister hat sich korrumpieren lassen. Daniel spricht die Wahrheit aus: «Bleiben Sie eine scheinheilige Gesellschaft. Leben Sie Ihr nettes Leben weiter.» Sagt es und gibt die Ehrenbürger-Medaille zurück.
Bei seinem Aufenthalt begegnet er einer alten Liebe, Freunden von damals, einem literarisch talentierten Hotel-Rezeptionist, aufdringlichen Bittstellern. Zum dramatischen Schluss wartet eine Wildschweinjagd auf ihn. Der Nobelpreisträger sieht sich im wahren Leben immer wieder mit seinen literarischen Grundsätzen konfrontiert: «Der Schriftsteller darf sich mit der Wirklichkeit nicht begnügen.» Wer meine, die Literatur spiegle das richtige Leben, liege falsch: «Es gibt keine Wahrheit, keine Wirklichkeit – nur Interpretationen.»
The Distinguished Citizen
(El ciudadano ilustre)
Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat
Ab Do, 13.4., im Kino