Tanz: «Die Sucht zu Sehnen»
An den 14. St. Galler Festspielen kommt das Tanzstück «Desiderium» in der Kathedrale zur Uraufführung. Choreograf Yuki Mori liess sich vom sakralen Raum inspirieren.
Die Kathedrale im Stiftsbezirk ist ein Ort, um innezuhalten – und Inspirationen fliessen zu lassen. Die über 1000 Jahre alte Kirche wurde für die St. Galler Festspiele schon mehrfach in ein imposantes Bühnenbild umgewandelt. Auch der japanische Choreograf Yuki Mori, der erstmals am Theater St. Gallen zu Gast ist, hat hier sein Stück «Desiderium» kreiert. «Hier wird der Blick ganz anders gelenkt, als man das von einem Bühnenbild i...
Die Kathedrale im Stiftsbezirk ist ein Ort, um innezuhalten – und Inspirationen fliessen zu lassen. Die über 1000 Jahre alte Kirche wurde für die St. Galler Festspiele schon mehrfach in ein imposantes Bühnenbild umgewandelt. Auch der japanische Choreograf Yuki Mori, der erstmals am Theater St. Gallen zu Gast ist, hat hier sein Stück «Desiderium» kreiert. «Hier wird der Blick ganz anders gelenkt, als man das von einem Bühnenbild in einem Theaterraum gewohnt ist, die Akustik ist eine andere – dieser imposante Raum verändert die Energie der ganzen Choreografie», sagt Dramaturgin Caroline Damaschke.
In «Desiderium» beschäftigt sich Yuki Mori mit spirituellen Themen: etwa der Sehnsucht des Menschen nach Erkenntnis und Erleuchtung, mit der Unendlichkeit und dem Umgang mit dem Tod. Die «Sucht zu Sehnen», wie es der Choreograf selbst ausdrückt. «Im Zentrum steht das menschliche Verlangen voranzuschreiten, durch eine dunkle Phase des Lebens hindurch zum Licht zu gelangen», führt Damaschke aus. Das klingt abstrakt, soll aber vom Tanzensemble der Kompanie Theater St. Gallen erzählerisch eingefangen werden.
Auch die Musik hat Mori im Hinblick auf den aussergewöhnlichen Aufführungsort ausgesucht. «Mit Philip Glass’ filigranen und minimalistischen Streichquartetten wird ein interessanter Gegenpol zum üppigen Raum der Kathedrale gesetzt», sagt Damaschke. Das Schweizer Modulor Quartett interpretiert die Werke. Zudem ist im Austausch mit dem Domkapellmeister Willibald Guggenmos die Idee entstanden, Glass’ Musik mit Orgelwerken von Rachmaninow und Duruflé zu kombinieren.
Nebst der Tanz-Uraufführung sind an den St. Galler Festspielen Verdis Oper «Il trovatore» vor der stimmungsvollen Kulisse im Klosterhof und zahlreiche Konzerte an besonderen Orten zu sehen – unter anderem mit Werken aus der mittelalterlichen Welt der Troubadoure und Minnesänger.
Aufführungen
Desiderium
Mi/Do, 3.7./4.7.; Mo, 8.7.
Jew. 21.00 Kathedrale St. Gallen
14. St. Galler Festspiele
Fr, 28.6.–Fr, 12.7.
www.stgaller-festspiele.ch