kulturtipp: Haben Sie im Sommer Ferienverbot?
Susanne Spreiter: Nein, ich bleibe freiwillig hier. Zürich ist im Sommer die schönste Stadt der Welt, natürlich auch wegen des Stadtsommers.
Können Sie die Besuche dieser abendlichen Konzerte als Arbeitszeit verbuchen?
Da ich die Gesamtverantwortung trage, bin ich vor Ort und somit am Arbeiten. Das sind erfreuliche Arbeitsstunden.
Die Stadt Zürich ermöglicht sechs Bands Gratiskonzerte. Warum verlangt man keinen Eintritt?
Der Stadtsommer fand erstmals 1998 statt, als die Sommer in Zürich noch verschlafen waren. Ziel war, unbekannten Bands eine Plattform sowie Publikum zu bieten. Bis heute sind es Konzerte in kleinem, kostengünstigem Rahmen.
Die Bands erhalten aber eine Gage?
Natürlich. Die zahlen wir aus dem städtischen Förderkredit Jazz, Rock, Pop.
Wer wählt die sechs Bands aus?
Pro Jahr gehen bei uns fast 250 Fördergesuche ein. Darunter finden sich auch Kandidaten für den Stadtsommer. Diese bespreche ich mit der unabhängigen Fachkommission. So entsteht ein Kondensat, das möglichst viele Publikumssegmente ansprechen soll.
Gibt es stilistische Grenzen?
Wir machen keine Klassikkonzerte, sonst reicht die Bandbreite von moderner Folklore bis zu Heavy Metal und Avantgarde.
Bevorzugen Sie Zürcher Musiker?
Ja, es sind ja Zürcher Steuergelder.
Der Stadtsommer wird 18, gibt es Abnützungserscheinungen?
Am ehesten bei mir als Macherin … Musikerinnen und Publikum sind bis heute begeistert.
Was machen Sie als städtische Ressortleiterin Jazz, Rock, Pop während des restlichen Jahres?
Ich bin für die Förderung der Stadtzürcher Musikschaffenden ausserhalb des Klassikbereiches zuständig und verantworte ein Budget von gegen zwei Millionen Franken.
Es gab noch selten so viele Jazz- und Pop-Bands. Welchen Sinn macht es, diese «Schwemme» mit öffentlichem Geld zu fördern?
Förderung muss man stetig hinterfragen. Ich denke aber, solange wir im Schlaraffenland leben, dürfen wir uns «Hofnarren» leisten, die uns einen wichtigen Spiegel vorhalten.
Sie haben lange beim damaligen DRS 3 gearbeitet. Fehlt Ihnen das Radiomachen?
Ich vermisse die gestalterische Arbeit beim Radio. Hier aber bin ich in direkterem Kontakt mit Musikerinnen und Musikern. Was aber auch bedeutet, dass ich bei der Ablehnung ihrer Gesuche eine dicke Haut haben muss.
Zürcher Stadtsommer
Do, 23.7.–Sa, 1.8., jeweils 21.00
Diverse Orte Zürich
www.stadt-zuerich.ch/stadtsommer