Im Sommer 1959 brachte der 29-jährige, blinde Pianist Ray Charles die Single «What’d I Say» heraus und veränderte damit unbewusst die Musikgeschichte. Der Song, den er aus einer Ulk-Laune heraus als Konzertzugabe improvisiert und danach über Monate mit seiner Band perfektioniert hatte, läutete die Ära der Soulmusik ein. Charles hatte den damals angesagten Rhythm ’n’ Blues um Elemente aus Gospelgesang und Jazz bereichert und mit diesem Mix den Sprung in die Charts – und mithin die Anerkennung beim weissen Publikum! – geschafft.
Die Geburtshelfer
Charles war nicht der einzige Geburtshelfer des Soul. Die Rückbesinnung auf Gospel hatten bereits Doo-Wop-Bands wie Platters oder Drifters eingeleitet. Im Jazz war mit dem Hard Bop eine groovende Gegenströmung zum Cool Jazz enstanden. Und als Sprachrohr der Black Community wurde Soul Teil der erstarkenden Bürgerrechtsbewegung. Dies kam in Songs zum Ausdruck wie James Browns «Say It Loud – I’m Black And Proud» oder «Respect» von Otis Redding und Aretha Franklin.
Das sowohl kommerzielle wie politische Erfolgsmodell Soul funktionierte dank grandiosen Musikern, gewieften Studiobossen und engagierten Medienleuten. Bis heute unvergessen sind Pioniere wie Otis Redding, Sam Cooke und Patti LaBelle, die Stars Stevie Wonder, Marvin Gaye und Whitney Houston. Legendär waren die Labels Atlantic Records, Stax oder Motown Records. Und epochal die TV-Show «Soul Train» von DJ Don Cornelius in Chicago (siehe Box links). Soul prägte das internationale Musikbusiness und wurde – parallel zum weissen Rock ’n’ Roll – zum Fundament, nein: Zur Seele der modernen Popmusik. Beseelt agierten denn auch die Musiker mit ihren tief vibrierenden Stimmen und kunstvollen Tanzeinlagen. Ihre bunten Outfits und monströsen Frisuren prägten die Modetrends der 60er- und 70er-Jahre.
Auftakt macht «Ray»
Arte spannt für seinen «Summer of Soul» ein breites Panorama auf. An sechs Wochenenden sind 28 Beiträge zu sehen: Spielfilme, Bio-Pics, Dokus und viele Konzertmitschnitte (siehe Programmbox). Den Auftakt macht am 14.7. Taylor Hackfords Spiel-film «Ray», mit Jamie Foxx, der für seine Darstellung von Ray Charles 2005 den Hauptrollen-Oscar erhielt. Herausragend ist auch Brian Gibsons «Tina – What’s Love Got To Do With It?» zum Leben von Tina Turner (18.8.). Als Zeitzeugnis gilt Gordon Parks’ Action-Thriller «Shaft» (1971), ein Kultfilm des Blaxploitation-Kinos (4.8.).
Verschiedene teils von Arte neu produzierte Dokumentationen erzählen die Geschichte von «Soul-Sisters» und «Soul-Brothers», porträtieren die Soul-Labels und ihre Städte Detroit und Memphis oder die Weiterentwicklung des Soul zu Funk, Disco-Pop oder Hip-Hop. Ein dichtes Programm für einen prallen Musiksommer.
Summer of Soul auf Arte
So, 14.7., 20.15
Ray, Spielfilm von Taylor Hackford (USA 2004)
So, 14.7., 22.40
Show Me Your Soul – Die Soul Train Jahre, Dok (F 2013)
So, 14.7., 23.35
Soul Train Archive 1 (F 2013)
Sa, 20.7., 22.00
Soul Power 1: The Early Years, Dok (D 2013)
Sa, 20.7., 22.50
Soul Power: In Concert, Konzert (D 2013)
So, 21.7., 20.15
Jackie Brown, Spielfilm von Quentin Tarantino (USA 1997)
So, 21.7., 22.40
Whitney – Close up, Dok (D 2013)
So, 21.7., 23.35
Soul Train Archive 2 (F 2013)
Sa, 27.7., 21.50
Soul Power 2: The Golden Years, Dok (D 2013)
Sa, 27.7., 22.40
Soul Night mit Ayo, Alice Russell, Citizen Cope u.a., Konzerte (F 2013)
So, 28.7., 20.15
Ali, Spielfilm von Michael Mann (USA 2002)
So, 28.7., 22.55
Covered – Marvin Gaye: What’s Going on, Dok (D 2013)
So, 28.7., 00.25
Soul Train Archive 3 (F 2013)
Sa, 3.8., 22.00
Soul Power 3: The Fusion Years, Dok (D 2013)
So, 4.8., 20.15
Shaft, Spielfilm von Gordon Parks (USA 1971)
So, 4.8., 21.50
Detroit / Michigan – Motor City Music, Dok (D 2012)
So, 4.8., 22.45
Memphis, Tennessee, Eine Stadt verändert die Welt, Dok (D 2011)
So, 4.8., 23.40
Soul Train Archive 4 (F 2013)
Sa, 10.8., 23.20
Soul Power 4: The Renaissance Years, Dok (D 2013)
So, 11.8., 20.15
The Blues Brothers, Spielfilm von John Landis (USA 1980)
So, 11.8., 22.20
Otis Reding – King Of Soul, Dok (D 2013)
So, 11.8., 23.20
Soul Train Archive 5 (F 2013)
So, 11.8., 23.50
Soul Train Archive 6 (F 2013)
Sa, 17.8., 22.00
Donna Summer – Hot Stuff, Dok (D/USA 2013)
So, 18.8., 20.15
Tina – What’s Love Got To Do With It?, Spielfilm von Brian Gibson (USA 1993)
So, 18.8., 22.10
Stevie Wonder – Soul Genious, Dok (D 2013)
So, 18.8., 23.05
Soul Train Archive 7 (F 2013)
So, 18.8., 23.30
Soul Train Archive 8 (F 2013)
Detail- und Zusatzinformationen finden sich unter: www.arte.tv/de/arte-summer-of-soul/7489298.html