SUISSE DIAGONALES JAZZ Festival im Zeichen des Austausches
Es ist das grösste Jazzfestival im Land: Suisse Diagonales Jazz dauert einen Monat und präsentiert 100 Konzerte in 20 Städten aller Landesteile.<br />
Inhalt
Kulturtipp 01/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
Der Röstigraben hat auch sein Gutes. Weil es um ihre Kontakte nicht zum Besten stand, haben sich vor gut 15 Jahren Jazzveranstalter aus Zürich und Genf, Bern und Freiburg zusammengesetzt, um Brücken zu schlagen. Aus der damaligen Initiative ist ein Clubfestival gewachsen, das heute alle zwei Jahre die verschiedenen Szenen im Land vernetzt.
«Wir wollen jungen Jazzschaffenden eine nationale Plattform geben, die einen nachhaltigen Austausch ermöglicht», defin...
Der Röstigraben hat auch sein Gutes. Weil es um ihre Kontakte nicht zum Besten stand, haben sich vor gut 15 Jahren Jazzveranstalter aus Zürich und Genf, Bern und Freiburg zusammengesetzt, um Brücken zu schlagen. Aus der damaligen Initiative ist ein Clubfestival gewachsen, das heute alle zwei Jahre die verschiedenen Szenen im Land vernetzt.
«Wir wollen jungen Jazzschaffenden eine nationale Plattform geben, die einen nachhaltigen Austausch ermöglicht», definiert Silvio Gardoni das Hauptziel von Suisse Diagonales Jazz. Gardoni ist Präsident des 2002 gegründeten Trägervereins (siehe Kasten). «Umgekehrt bringen wir die nationale Szene in lokale Clubs und präsentieren junge, unbekannte Bands aus den anderen Landesteilen.»
Sturm und Drang
schnellertollermeier nennt sich ein Trio aus Luzern, das genauso witzig und unkonventionell klingt wie sein Name. Im Schatten des Pilatus aufgewachsen, verspüren Bassist Andi Schnellmann, Gitarrist Manuel Troller und Drummer David Meier den «Drang nach Besteigung von Ton-Gipfeln», wie sie schreiben. Das Trio mischt Jazz mit Rock und Freier Improvisation. Ähnlich wie die Band Big Zoom des Perkussionisten Lucas Niggli, der allerdings bereits weltweit Erfolge feiert. Im Rahmen von Suisse Diagonales Jazz spielen die beiden Bands nun aber zusammen: Am Freitag, 21.Januar, im Ustermer Musikcontainer.
«Solche Doppelkonzerte sollen den Festivalbands einen Rückhalt beim lokalen Publikum geben», erklärt Silvio Gardoni. «Zudem wird auch dabei der Austausch zwischen den Musikern intensiviert.» Zehn solch junger Festivalbands wurden nach exakt definierten Kriterien ausgewählt. Silvio Gardoni erläutert: «Am wichtigsten ist die regionale Mischung. Wir haben hierfür vier Regionen bestimmt.» Aus dem westlichen und dem östlichen Teil der Deutschschweiz und der Romandie werden je drei Bands ans Festival geladen, aus dem Tessin eine. Dies entspreche in etwa Bevölkerungszahl und Szenegrösse, versichert Silvio Gardoni.
«Auf dem Sprung»
Die ausgewählten Bands müssen aber auch qualitativ überzeugen. Zudem zählt Kontinuität und Originalität, denn auch stilistisch soll das Festival eine Diagonale durch aktuelle Spielarten des Jazz ziehen. «Wir wählen Bands aus, die auf dem Sprung sind», betont Gardoni.
Suisse Diagonales Jazz soll sozusagen als Nachbrenner wirken, was bisher auch funktioniert hat. So ist das originelle Quintett Quetzal des Drummers Lukas Mantel heute ebenso noch als Geheimtipp zu werten wie das Asmin Sextett des Bläserpoeten Gregor Frei, das Quartett H30 des Tessiner Organisten Fran-cesco Salis oder das Electro-Duo Loopop. Frühere Teilnehmer wie Colin Vallon, Stefan Rusconi oder Marc Perrenoud gehören heute zu den klingenden Namen im CH-Jazz.
«Zehn Bands – Vingt Lieux – Cento Concerti» lautet der Slogan von Suisse Diagonales Jazz 2011. Als tragende Säulen nennt Silvio Gardoni die «vingt lieux», die 20 Städte mit insgesamt 26 Veranstaltern. «Sie bieten die eigentlichen Plattformen, wo das Festival stattfindet.» Durch ihr Mittun beim Festival und im Trägerverein leben sie zudem den angestrebten Austausch. Und immer öfter funktioniert dieser auch über die Festivaldauer hinaus.
Auftakt mit Mentor
Etwa im Bereich des Know-how-Tranfers, der laut Gardoni stetig intensiviert wird. Und nicht zuletzt dank des Mentoring Projects. «Zum dritten Mal eröffnen wir das Festival mit Konzerten einer transhelvetisch besetzten Ad-hoc-Band», erklärt Gardoni. Diese wird mit dem Drummer Joey Baron aus New York – Gardoni: «Ein musician’s musician und hervorragender Mentor» – ein Programm erarbeiten. Für die fünf jungen Musiker bedeutet dies einen wichtigen internationalen Kontakt. Es ist zu hoffen, dass auch dieser nachhaltig sein wird.