Den doofen Grafen von Mogge heiraten? Lieber springt Luise von Kummerveldt (Milena Straube) in den Wassergraben des väterlichen Schlosses. Die junge Adlige möchte Schriftstellerin werden. Doch nach dem plötzlichen Tod des Vaters rückt dieser Traum in weite Ferne: Ihr Bruder Veit (Marcel Becker-Neu) waltet nun als ihr Vormund, und der konservative Offizier hat andere Pläne für sie.

Die ArteWebserie «Haus Kummerveldt» spielt zur deutschen Kaiserzeit und dreht sich ganz um den Machtkampf zwischen zwei ungleichen Geschwistern. Hier Veits’ Obrigkeitsdenken, dort Luises Drang nach Selbstbestimmung: «Ich bin das Mädchen, die Jungfrau; lächeln, stillhalten, schweigen. Ich will schreien, in des Vaterlands Fresse schreien und spucken.»

Die von Cecilia Joyce Röski und Charlotte Krafft geschriebene Dramedy ist witzig und wunderbar eigenwillig erzählt: atmosphärisch inszenierte Duelle, ein rotziger Sound - track aus Punk und Pop sowie Splitscreens, in denen sich Luises innere Monologe auffächern. Und immer wieder schlägt die anachronistische Serie Brücken ins Heute.

Die Wilhelminische Zeit mag zwar in die Geschichtsbücher gehören, ihre patriarchalischen Ideen existieren noch immer. Und solange das so ist, braucht es auch Luisen – die schrecken vor keinem Duell zurück.

Haus Kummerveldt
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