Der Keller im Kopf Der Albtraum ist vorbei, aber dann gehts mit dem Rätselraten erst richtig los: Nachdem sich eine Frau mit einem ihrer Kinder aus dem Keller eines Kidnappers befreit hat, scheint nichts zusammenzupassen, was sich Kommissarin Aida Kurt (Haley Louise Jones) und der depressive Kriminalbeamte Gerd Bühling (Hans Löw) zusammenreimen.

Es fängt damit an, dass das Kind eine falsche Blutgruppe der verletzten Mutter angibt, wobei jene auch nicht Lena heisst, wie sie behauptet. Jedenfalls erkennen die Eltern einer vor 13 Jahren entführten Lena die aus dem Kerker entkommene Frau nicht. Und von wem sind dann die Kinder? Die sechsteilige deutsche Netflixserie «Liebes Kind», basierend auf dem Bestseller von Romy Hausmann, ist von Beginn weg eine Ansammlung falscher Fährten.

Aber bald wird sie auch zu einer erschreckend präzisen Studie darüber, was solche Verbrechen mit den Opfern und den Ermittelnden machen, wenn das Schlimmste überstanden scheint. Jedenfalls wimmelt es im Psychothriller des Drehbuchund Regieduos Isabel Kleefeld und Julian Pörksen von gebrochenen Figuren und bewegenden Momenten, von Stimmen im Kopf und Regeln, die ewig nachhallen. Und dann gibt es die kleine Hannah (Nailah Schubert), die in einstudierter Rede kundtut: «Ich habe alles richtig gemacht. Ich bin ein grosses Mädchen.» Beklemmender gehts nicht.

Liebes Kind
Netflix