Vielleicht liegt es an Nino und Melissa. Vielleicht an den Künstlerinnen und Künstlern. Vielleicht ist es aber auch nur die Farbe Violett, die gefällt. #mehliebifürkultur: Damit wirbt seit Mitte August der neue Instagram-Feed von SRF Kultur, der Kultur-Schlagzeilen liefert und junge Kunstschaffende vorstellt. Jetzt werde es «persönlich, laut, inspirierend und farbig» – ein Hashtag soll es also richten und den Jungen die Schweizer Kulturszene näherbringen.
Beginnen wir mit den Hosts Nino Gadient (36) und Melissa Varela (24). Er: Redaktor der SRF-Sendung «Kulturplatz» und langjähriger SRG-Mitarbeiter. Sie: Studentin und Videokünstlerin. «Kultur» sollten die beiden also sprechen. Aber genügt das? Die Baslerin und der Bündner wirken nahbar, unkompliziert und sympathisch. Und die Begeisterung für die Schweizer Kulturszene ist spürbar. Gebt uns mehr, Nino und Melissa.
SRF Kultur hat noch die Baby-Finkli an
Mit den beiden Hosts auf einen «Kafi» oder an ein Konzert? Tönt gemütlich. Muss auch – denn SRF Kultur will das Publikum miteinbeziehen, sich neue Freunde machen, sprich: Die Jungen sollen den neuen Insta-Feed abonnieren (bisheriger Stand: 8735). Das klappt nur teilweise. Wo Nino und Melissa bestimmt Freunde finden: in urbanen Gegenden, bei eher alternativ angehauchtem Publikum. Nichts gegen Städte und deren Bewohnerinnen. Sicher ist: Ein Teil des Zielpublikums wird nicht angesprochen. Nicht jeder kann etwas mit Vokuhilas und Pullundern anfangen. Aber SRF Kultur steht erst in den Startlöchern, hat sozusagen die Baby-Finkli an. Es kann also noch einiges an gutem Inhalt für alle kommen.
Inspirierende Beiträge, künstliche Kommentare
Die gute Nachricht: Das Publikum wird aktiv miteingebunden. Kennst du coole Künstler? SRF Kultur will es wissen und bietet ihnen eine Plattform. Das beweist #mehliebifürkultur gleich mit dem ersten Beitrag. Keine Angst, es sind nicht Crimer oder Dabu Fantastic, die hier vorgestellt werden. Es ist der Tänzer/Schauspieler/ «Ja, was ist er nun eigentlich?», David Attenberger. Egal, wie er sich bezeichnet. Attenberger zeigt, wie divers und individuell Kunst ist, dass es weder Grenzen noch ein Richtig oder Falsch gibt. Womit wir beim Stichwort «inspirierend» sind, denn inspirierend sind fast alle Beiträge.
Auch wenn beim einen oder anderen Post nicht ganz klar ist, was das mit der Schweizer Kunst- und Kulturszene zu tun hat, der Instagram-Feed ist in jedem Fall «farbig» und «laut». Die Beiträge sind abwechslungsreich, divers, regen zum Nachdenken an oder sind einfach schön anzusehen. Die Künstler bringen uns ihre Gedanken näher und lassen uns verstehen, weshalb sie lieben, was sie tun. Apropos lieben: Viel Liebe für die Videobeiträge. Die kann man auch gut ohne Ton schauen – und endlich gibt es eine Instaseite, die weiss, was Hochkant-Aufnahmen sind! Aber, liebes SRF Kultur, darüber müssen wir noch reden: Die Kommentare der SRF-«Prominenz» wirken geplant und nicht authentisch. Auf die Beiträge kann man sich dennoch freuen. Und während wir gespannt auf weitere Künstlerinnen warten, bleibt zu hoffen, dass ihr wirklich auch Beiträge «reinfitzt», die alle ansprechen.