SRF 3 in der Identitätskrise?
Radio SRF 3 müsse kantiger und rockiger klingen, haben Schweizer Musikverbände kürzlich öffentlich gefordert. Wie hat der Sender auf diese Kritik reagiert?
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Kulturtipp 10/2014
Frank von Niederhäusern
Karsamstag, kurz nach 11 Uhr: Auf SRF 3 erklingt der Song «Kickstart My Heart» von Mötley Crüe. Die Boxen kreischen, das Trommelfell wummert, und man erinnert sich der vor kurzem geäusserten Kritik von Swiss Music Export und Interpretengesellschaft: Radio SRF 3 klinge zu sehr nach Mainstream und verbanne Rockmusik aus seinem Programm. Ist dieser Song eine Reaktion darauf?
Aber oha: Die hart besaiteten Jungs aus Los Angeles haben kaum drei Akkorde aus ihren...
Karsamstag, kurz nach 11 Uhr: Auf SRF 3 erklingt der Song «Kickstart My Heart» von Mötley Crüe. Die Boxen kreischen, das Trommelfell wummert, und man erinnert sich der vor kurzem geäusserten Kritik von Swiss Music Export und Interpretengesellschaft: Radio SRF 3 klinge zu sehr nach Mainstream und verbanne Rockmusik aus seinem Programm. Ist dieser Song eine Reaktion darauf?
Aber oha: Die hart besaiteten Jungs aus Los Angeles haben kaum drei Akkorde aus ihren Stromgitarren gepeitscht, da werden sie ausgeblendet. «Ich habe noch eine etwas ruhigere Version», sagt Moderator Andi Rohrer. Und schon haucht der Winterthurer Popbarde Luca Little eine balladeske Coverversion des Metal-Brüllers. Als Beitrag zur SRF-3-Serie «Musiker covern ihren Lieblingssong», erklärt Moderator Rohrer später.
Kampf ums Musikprofil
Bleibt also alles beim Alten auf SRF 3? «Wir sind regelmässig in Kontakt mit den Musikverbänden», versichert Michael Schuler, Leiter Fachredaktion Musik von SRF. «Auch die jüngst in den Medien aufgeworfenen Themen werden wir mit ihnen diskutieren.» Was die Musikverbände fordern, könnte durchaus im Interesse von SRF 3 sein. 1983 als Popkanal lanciert, kämpft der «amtl. bew. Störsender» (ehemalige Eigenwerbung) zunehmend um sein Musikprofil. Die «jungen Sounds» gingen Ende 1999 an Virus verloren. DRS 1 baute den Anteil an Popmusik, Blues und Chansons aus, als die Volksmusik auf DRS-Musikwelle verlagert wurde. Und mit der Neuorientierung von SRF Ende 2012 hielten bei SRF 2 Kultur Klänge von World bis Pop Einzug.
«Einzigartiger Mix»
Michael Schuler ortet bei SRF 3 keinerlei musikalische Identitätskrise. Wie aber definiert er dessen Profil? «SRF 3 konzentriert sich auf Geschehnisse der aktuellen Popmusik und zeigt die Wurzeln dazu auf», sagt er. Der Mix mit hohem Schweizer Musikanteil und facettenreichem Repertoire sei einzigartig. Schuler weiss aber, dass sich auch SRF 3 entwickeln muss. «Der Musikmix wird stetig weiterentwickelt und entsprechend inszeniert.» Aktuelles Beispiel sei die neue Sendung «Pop Routes», die am Montagabend Wurzeln und Entwicklungen der Popmusik aufzeigt.
Die abendlichen «Specials» wurden von den Musikverbänden explizit gelobt. Auf die Entwicklung des Tagesprogramms wird man weiterhin achten müssen.