Spoken Word: Messerscharfe Lyrik
Wenn Reggae-Musik auf Lyrik trifft, entsteht Dub-Poetry. Mit Linton Kwesi Johnson und Lee «Scratch» Perry sind zwei Exponenten des Dub zu Gast am Spoken Word Festival Woerdz in Luzern.
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Kulturtipp 22/2020
Letzte Aktualisierung:
12.10.2020
Urs Hangartner
Was ist Dub-Poetry? Hier handelt es sich um eine Spielart des auf Jamaika entstandenen Musikstils Reggae. Beim Dub wird bestehendes Musikmaterial bearbeitet, mit neuen Effekten (Hall, Echo und anderes) versehen und neu gemischt; einzelne Instrumente werden ein- und ausgeblendet. Über solche Tonspuren wird bei der Dub-Variante Toasting dann ein improvisierter Text gesungen. Bei der Dub-Poetry ist es umgekehrt: Zu einem existierenden Text, meist als rhythmischer Sprechgesang inte...
Was ist Dub-Poetry? Hier handelt es sich um eine Spielart des auf Jamaika entstandenen Musikstils Reggae. Beim Dub wird bestehendes Musikmaterial bearbeitet, mit neuen Effekten (Hall, Echo und anderes) versehen und neu gemischt; einzelne Instrumente werden ein- und ausgeblendet. Über solche Tonspuren wird bei der Dub-Variante Toasting dann ein improvisierter Text gesungen. Bei der Dub-Poetry ist es umgekehrt: Zu einem existierenden Text, meist als rhythmischer Sprechgesang interpretiert, wird Reggae-Musik hinzugefügt beziehungsweise live gespielt.
Linton Kwesi Johnson ist der politisch engagierte Lyriker, der Soziologie studiert hat. Geboren wurde er 1952 auf Jamaika, mit elf Jahren zog er mit seiner Mutter nach England, wo er Rassismus und Ungleichheit erlebt hat. Johnson veröffentlicht seine Texte in Büchern – und er ist Dub-Poet, der als «Mundartist» über dem musikalischen Teppich seine messerscharfe, mit Humor angereicherte gesellschaftskritische Lyrik entfalten lässt.
Der 1936 geborene Lee «Scratch» Perry darf unbestritten als einer der bedeutendsten Dub-Pioniere gelten. Er hat die Musik zahlreicher Reggae-Grössen produziert und arrangiert, hat aus einem riesigen Sound-Fundus geschöpft, um zu experimentieren, seit den 1960ern bis heute. Wenn er selber am Mikrofon auftritt, gebärdet sich der ungemein produktive Perry als wahrer Berserker auf der Bühne. Das Markenzeichen des schmächtigen Mannes ist seine exzentrische Kostümierung. In einem Buch zur Reggae-Musik heisst es über ihn: «Lee ‹Scratch› Perry war der Salvador Dalí des Dub.» Ein verrückter, fanatischer Kerl mit genialischen Zügen.
Perry hat es nicht weit ans Spoken Word Festival in Luzern: Der quirlige Kreativkopf hat seine Heimat Jamaika längst verlassen – seit drei Jahrzehnten lebt und arbeitet Perry im schwyzerischen Einsiedeln.
Woerdz – Spoken Word Festival
Mi, 21.10.–Sa, 24.10. Südpol/Kleintheater Kriens/Luzern
www.woerdz.ch