Spielfilm: Mönch auf Waffensuche
Der in Bhutan spielende Film «The Monk and the Gun» ist eine clevere Satire auf die Fragilität der Demokratie und US-amerikanische Waffenvernarrtheit.
Inhalt
Kulturtipp 09/2024
Hans Jürg Zinsli
2006 war das Jahr der Veränderung in Bhutan, dem Land am Rande des Himalajas, das ungefähr so gross ist wie die Schweiz. Als letzter Staat der Welt erhielt das Königreich Zugang zu Fernsehen und Internet. Vor allem aber liess der König nach Jahrhunderten der Monarchie erstmals demokratische Wahlen zu. Für die Bevölkerung kommt das im Spielfilm «The Monk and the Gun» freilich so überraschend, dass die Bewohnerin eines Bergdorfs die Wahlhelferin Ts...
2006 war das Jahr der Veränderung in Bhutan, dem Land am Rande des Himalajas, das ungefähr so gross ist wie die Schweiz. Als letzter Staat der Welt erhielt das Königreich Zugang zu Fernsehen und Internet. Vor allem aber liess der König nach Jahrhunderten der Monarchie erstmals demokratische Wahlen zu. Für die Bevölkerung kommt das im Spielfilm «The Monk and the Gun» freilich so überraschend, dass die Bewohnerin eines Bergdorfs die Wahlhelferin Tshering Yangden (Pema Zangmo Sherpa) fragt, ob Demokratie eine neue Schweinekrankheit sei.
Ganz so abwegig ist das nicht, denn die Testwahlen scheinen das Land, das in der Realität regelmässig sein «Bruttonationalglück» misst, zu entzweien. Familienmitglieder gehen sich wegen unterschiedlicher politischer Ansichten aus dem Weg. Und als sich bei einer Versammlung Anhänger fiktiver Parteien zu provozieren beginnen, meint eine ältere Dorfbewohnerin: «Warum bringen Sie uns bei, grob zu sein? Wir sind nicht so!»
Das Durcheinander in Ordnung bringen
Das alles ist eine prächtige Ausgangslage für Regisseur Pawo Choyning Dorji, der für sein Erstlingswerk «Lunana» (2022) auf Anhieb eine Oscarnominierung erhielt. In «The Monk and the Gun» schickt er nun drei Menschen auf die Reise: Neben Tshering, der Wahlhelferin aus der Stadt, ist das der Mönch Tashi, der für seinen Meister Waffen besorgen soll, mit denen dieser «die Dinge wieder in Ordnung bringen» will – was immer das heisst.
Und dann ist da der US-Waffensammler Ron Colman (Harry Einhorn), der einem Bauern ein Gewehr aus dem Bürgerkrieg abkaufen möchte. Diese Waffenobsession, die sich durch den ganzen Film zieht – im Dorfladen läuft am Fernseher ein 007-Trailer –, ist kein Zufall. Pawo Choyning Dorji nutzt sie als Symbol für einen lustvoll inszenierten Clash zwischen Tradition und Moderne.
The Monk and the Gun
Regie: Pawo Choyning Dorji Bhutan/Taiwan/F/USA/Hongkong 2023, 107 Minuten
Ab Do, 18.4., im Kino