Sein Name ist Johan Grande (Pål Sverre Hagen), er misst knapp zwei Meter, aber noch grösser als Johan ist der Hass, der ihm und seiner Familie auf der norwegischen Insel Frøya entgegenschlägt. Die Eltern sprengten zwar als kommunistische Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg Brücken, um die Nazis am weiteren Vordringen zu hindern. Den Aussenseiterstatus wurden sie trotzdem nie los.
Schlimmer noch: Beim Entschärfen einer Seemine kommen die Eltern ums Leben. Johan, der die Sprengleidenschaft geerbt hat und fortan bei Tante und Onkel aufwächst, lädt dann aber als Teenager Schuld auf sich, als seine Jugendliebe Solvor (Ingrid Bolsø Berdal) bei einer Explosion schwer verletzt wird. Er fährt für lange Jahre ins Exil in die USA, wovon im Film allerdings nur einzelne Fotos zeugen.
Mit viel schwarzem Humor
«Everybody Hates Johan» erzählt diese 80 Jahre umspannende Lebensgeschichte nicht nur mit viel schwarzem Humor, sondern auch mit zahlreichen warmherzigen Momenten. Bei der schieren Anzahl an Misslichkeiten, die dieser Sonderling ertragen muss, ist das nicht selbstverständlich.
Besonders ergreifend sind die Szenen, wenn Johan nach seiner Rückkehr immer wieder von Solvor zurückgewiesen wird und sich schliesslich aus Verzweiflung mit der Vietnamesin Pey (Vee Vimolmal) zusammentut, um wenigstens einmal im Leben Glück zu erfahren. Auch wenn dieses nicht von Dauer ist.
Regisseur Hallvar Witzø und Drehbuchautor Erlend Loe bewahren in diesem intimen Spannungsfeld stets die Übersicht, und der Kampf gegen die örtliche Kleingeistigkeit, den Johan führen muss, wird durch die Weite des Küstenpanoramas treffend kontrastiert – notabene ohne jeden Kitsch. Merkwürdig finden könnte man höchstens, dass diese kleine norwegische Filmperle erst zwei Jahre nach ihrer Premiere in die hiesigen Kinos kommt.
Everybody Hates Johan
Regie: Hallvar Witzø
Norwegen 2022
92 Minuten, ab Do, 27.6., im Kino