«Wovon zum Teufel sprichst du eigentlich?», herrscht Jacob (Antonio Banderas) seine Frau Romy (Nicole Kidman) an. Da sind schon etwa 90 Minuten von «Babygirl» vorbei, und als Zuschauer denkt man: Warum zum Teufel hat der Mann so lange gebraucht, um es zu verstehen?
Halina Reijns Film beginnt mit unbefriedigendem Sex zwischen den beiden Hauptfiguren, worauf sich Romy in einen anderen Raum zurückzieht, um bei sich selbst Hand anzulegen. Doch Masturbation ist ihr bald nicht mehr genug. Als Firmenchefin bringt sie den neuen Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) dazu, ihre Unterwerfungsobsessionen in die Realität umzusetzen. Was der junge Mann gerne tut, solange er bestimmen kann, wo es langgeht. Aber dieses Machtgefüge ist ein wackelhaftes Konstrukt, vorsichtig ausgedrückt.
Manchmal mehr Kopf als Körper
«Babygirl» (der Titel erschliesst sich erst in einem intimen Moment) will halb Spiel, halb Therapie sein und zudem eine Ergründung weiblichen Begehrens. Ob die niederländische Regisseurin Halina Reijn dies erfüllt, muss offenbleiben. Das Verhältnis zwischen der untergebenswilligen Chefin und dem dominanten Praktikanten bleibt zu oft an der Oberfläche, manchmal herrscht mehr Kopf als Körper. Auch wenn sich Romy mit aller Gewalt ein Paralleluniversum erschafft.
Da wandern die Gedanken bald zu – nein, nicht «Fifty Shades of Grey» –, sondern zu «Eyes Wide Shut» (1999). Auch im letzten Film von Stanley Kubrick spielte Nicole Kidman (neben Tom Cruise) Lustfantasien durch. Es ging ebenfalls um Scham, Erniedrigung und Eifersucht.
«Babygirl» kopiert dieses Szenario ein wenig: Der Film handelt von Maskerade und Körper, von Verschleierung und Untreue. Und man muss sagen: Geht es um Körperlichkeit auf der Leinwand, schlagen sich die 57-jährige Nicole Kidman und der 64-jährige Antonio Banderas bemerkenswert gut. Wer sonst hätte den Mut dazu gehabt?
Babygirl
Regie: Halina Reijn
USA 2024, 114 Minuten
Ab Do, 30.1., im Kino