«Warum konntest du deinen Mund nicht halten?», brüllt Iman (Payman Maadi) und drischt immer wieder auf den anderen Mann ein. Schnitt. Ein paar Monate später in einer Asylunterkunft in Nordschwe den: Das Licht fällt dauernd aus, ein Rentier streift durchs Parterre. Iman und seine Familie müssen ständig umziehen.
Unschwer zu erkennen: Der im Iran geborene und heute in Dänemark lebende Regisseur Milad Alami greift in «Opponent» auf eigene Asylerfahrungen zurück. Zum Teil treten im Film auch echte Geflüchtete auf. Wobei man vermuten darf, dass sich die Hauptfigur nicht nur gegen einen, sondern mehrere Gegner wehren muss.
Zum Beispiel bricht Iman schon bald das Versprechen gegenüber seiner Frau und fängt wieder an, zu ringen – in der Hoffnung, mittels des im Iran populären Kampfsports bessere Chancen beim Asylverfahren zu haben, wenn er für Schweden antritt. Was er dabei unterschätzt, ist seine eigene unterdrückte Homosexualität, die im Iran unter Todesstrafe steht. Irgendwann schlägt die Zuneigung gegenüber einem Teamkollegen in blanken Hass um.
Nicht nur ein einzelnes Schicksal
Imans patriarchales Gebaren, die Lügen, das bleierne Schweigen – das alles verstärkt die Spannungen auf engstem Raum. Schliesslich hält es seine Frau Maryam (Marall Nasiri), die sich auf ein Hausfrauendasein reduziert fühlt, nicht mehr aus und will mit den beiden Töchtern und dem noch ungeborenen Buben zurück in den Iran.
Regisseur Alami greift in «Opponent» nicht nur ein einzelnes Schicksal eines Geflüchteten heraus, sondern erörtert ein ganzes komplexes Themenfeld – und das mit einer Hauptfigur, die nicht immer sympathisch wirkt. Mag sein, dass die Handlung manchmal etwas unübersichtlich wirkt und die Nebenfiguren eher skizziert erscheinen. Aber angesichts des dauernden Herumgeschobenwerdens von Asylsuchenden wirkt das nicht fehl am Platz. Im Gegenteil: Da hat der Inhalt seine passende Form gefunden.
Opponent
Regie: Milad Alami
Schweden/Norwegen 2023
119 Min., ab Do, 11.7., im Kino