Paléo – das war schon immer ein ganz besonderes Festival. Die lockere Lebensart der Romands, ja klar. Bis heute aber prägt vor allem der Non-Profit-Geist die Veranstaltung deutlich. Von einem Verein getragen, arbeiten 5000 Freiwillige in allen Bereichen, vom Essensstand über Kinderbetreuung bis zur Putzequipe. Bars und Restaurants werden von lokalen Sportvereinen und der Feuerwehr betrieben. Kunsthochschulen verschönern die 84 Hektare des Geländes. Auf sieben Bühnen gibt es nicht nur alle Spielarten der aktuellen Populärmusik zu erleben, sondern auch Zirkus, Kasperlitheater, klassische Musik und Comedy.
Fatoumata Diawara gibt sich die Ehre
Das alles schafft eine Atmosphäre der Freude, des fröhlichen Zusammenseins, in der Probleme, die eine temporäre Stadt von 50 000 Leuten auf freiem Feld mit sich bringen könnte, gar nicht erst aufzukommen scheinen. Im rundum erneuerten Gelände oberhalb von Nyon treten diesen Sommer während sechs Tagen 103 Gruppen jeglicher Couleur auf. Natürlich gibt es grosse Stars wie Sting oder Kiss. Aber man ist ja in der Romandie, also spielt hörbar auch die Frankofonie: mit Francis Cabrel, Tryo, -M- oder Gaël Faye.
Und Stromae. Der grosse Stromae kehrt acht Jahre nach seinem damaligen Triumph auf die Bühne des Paléo zurück. Die Tickets für den Sonntag waren denn auch als erste ausverkauft. Doch Restkarten sind am Morgen des Auftrittstages noch erhältlich. Stromaes epochales Album «Multitude», das im März erschien, sein Charisma, seine bis ins letzte durchdachte Show werden in Nyon wohl zu einer monumentalen Siegesfeier verschmelzen.
Die seit den Anfängen bestehende Tradition der World Music pflegt das Paléo im Village du Monde, das dieses Jahr Westafrika gewidmet ist. Auch hier: ein paar Stars und viele Entdeckungen (oder Enttäuschungen). Die Malierin Fatoumata Diawara dürfte zu einem Höhepunkt im Village du Monde werden. Ob Seun Kuti, Sohn des grossen Fela, das auch schafft? Böse Zungen sagen, er spiele doppelt so schnell, aber halb so innovativ wie sein illustrer Vater. Weniger rasante Töne verspricht auf alle Fälle der Saharablues eines Bombino oder eine Spezialversion davon, wie sie Songhoy Blues aus Timbuktu bieten. Freuen darf man sich auf Neues aus Senegal: Wenn Guiss Guiss Bou Bess so viel Pep auf der Bühne beweisen wie auf ihrem Album, dann steht schon am Dienstag eine tolle Party ins Haus beziehungsweise ins Zelt.
Los gehts mit Sonnenhut und Gummistiefeln
Das opulenteste Musikbuffet des Sommers wird also aufgetragen. Die Tickets waren wie immer schon nach zwei Stunden ausverkauft. Doch täglich gibt es ab 9 Uhr auf der Festivalwebsite 1500 Tickets für den gleichen Tag zu kaufen. Am selben Ort können Verhinderte ihre Billette auf einer Ticketbörse zum Weiterverkauf anbieten.
Bleibt also nur noch, Sonnenhut und Gummistiefel einzupacken und nach Nyon zu reisen, um die allerbesten Seiten der Romands kennenzulernen. Bis hin zum riesigen Schlussfeuerwerk am Sonntagabend.
Paléo Festival
Di, 19.7.–So, 24.7., Nyon VD
www.yeah.paleo.ch