Es ist fast wieder so wie früher. Nach Ausfall und Schrumpfversionen breiten sich die Stanser Musiktage wieder in voller Grösse im Nidwaldner Hauptort aus. Auf 14 Bühnen gibt es 40 Konzerte, umrahmt von 60 weiteren Veranstaltungen. Der Dorfplatz wird zur Konzertbühne, in den Gassen locken Tanzböden. Auch das Programm ist so vielseitig wie früher und präsentiert Musik aus der näheren Umgebung und aller Welt. Viele Premieren gibt es in Stans, davon eine von Dino Brandão.
Der 31-jährige Singer-Songwriter aus Brugg hat zwar schon manche Plattenproduktionen hinter sich. Mit der Band Frank Powers etwa. Und im Coronajahr 2020 überraschte er mit den beiden grossen Namen Faber und Sophie Hunger als Ad-hoc-Trio. Ihr Album «Ich liebe dich» wurde zum Pandemieknüller inklusive Grosstournee. «Alles ist zu Zauber geworden », erinnert sich Brandão. «Wir spielten sogar in der Hamburger Elbphilharmonie.»
Mit offenen Ohren durch die Welt gehen
Doch die Stanser Premiere freut ihn nicht minder. Dort nämlich präsentiert er seine erste Band unter eigenem Namen und mit drei Kollegen: Jules Martinet am Bass, Luzius Schuler an den Synthesizern und Domi Chansorn am Schlagzeug. «Drei tolle Menschen mit Zauberfingern und Zauberohren», schwärmt Brandão und verspricht, dass «alles anders» sei als bei Frank Powers’ Folkpop.
Die in Stans angestimmten Songs sind teilweise bereits auf «Bounty Castle» zu hören, jener EP, die Brandão 2021 im Alleingang eingespielt und produziert hatte (Two Gentlemen Records, nur als Download). «Sie war Resultat einer langen und zähen, aber wunderprächtigen Lernphase», sagt Dino Brandão. «Mit ihr warf ich mich ambivalent-fröhlich hinaus in die Welt.»
Apropos ambivalent: Was hat es mit der Hüpfburg (Bounty Castle) auf sich? Brandão erwähnt nebst den Höhen der letzten Jahre auch Tiefen wie seine Erkrankung an MS. Oder seine wechselhafte Beziehung zur Musik, die zu Hause begann: «Wir hatten Djembe-Trommeln in der Stube, und daraus wuchs ein Pflänzchen.» Das Pflänzchen ist er selbst, der stets mit offenen Ohren durch die Welt geht, den Klängen und den Menschen zuhört.
«Ich bin ein Hybrid und stolz darauf»
Befragt nach seinen Bezugsorten, fasst er sein Leben so poetisch wie pragmatisch zusammen: «Luanda: Die Kernspaltung. Paris: Die schönste Utopie. Brugg: Das Privileg.» Aus Luanda stammt sein Vater, in Paris geschah ihm Schönes, von seiner Wohnstadt Brugg aus steckt Brandão seine Klangwelt ab. Schritt um Schritt, mit Umwegen und Ausreissern, klare Ziele anvisierend und stets aufgelegt für Spielereien aller Art.
«Ich bin ein Hybrid und stolz darauf», sagt der Kreativkopf, der als Kind einfach zu spielen begann und ein Musikstudium bald wieder aufgegeben hat. Denn er merkte, dass er mit Musik, die sich nicht einordnen lässt, mehr umsetzen kann. Und genau deshalb überrascht und packt diese auch. In Stans feiert Brandão einen Neustart. Im Sommer folgen weitere Konzerte: «Ich arbeite an einem ausgewachsenen Album und freue mich, damit endlich auf jene Tournee zu gehen, die in den letzten Jahren unmöglich war.»
Stanser Musiktage
Mi, 19.4.–So, 23.4., Stans NW
www.stansermusiktage.ch
Konzert Brandão
Do, 20.4., 21.00
Kollegium St. Fidelis Stans NW
www.dinobrandao.com