Ist es Kleinkunst oder Kitsch? Das fragt man sich bei der Bühnenfigur Helenka Romantickova, die von Helena Danis bereits 2013 entwickelt wurde. Eine Trash-Figur mit falschem Glamour. Dazu aber eine ungemein komische. In einer Mischung aus Musik und Theater spielt sie eine Entertainerin aus dem Osten. Sie arbeitet mit den einschlägigen Klischees und kehrt zu ihren Wurzeln zurück: Ihre Eltern sind 1968 aus der Slowakei in die Schweiz gekommen.
CD mit parodistischem Hochglanzmagazin
Helena ist in Burgdorf («Burdlef»), Emmental, aufgewachsen. Für ihr ausgewachsenes Helenka-Programm «Eine Romantiše Revue» begleitet sie sich in schrillem Outfit auf einem der legendären Billig-Synthies der Marke Casio. Im komischen Bühnenfach brachte es die Romantickova 2015 zu einer Nomination für den Swiss Comedy Award.
Der Musik in der einen oder anderen Form ist Helena Danis über viele Jahre treu geblieben. Erinnert sei etwa an ihr Mittun als Sängerin in der Berner Synthie-Pop-Band Electric Blanket. Mit ihr spielte sie vier Alben ein, bevor sie ihr Glück solo und auf komischen Pfaden versuchte.
Das neuste Helenka-Projekt ist multimedial. Denn zum Solodebüt «Vocal Desaster» erscheint als Beilage ein buntes Kitsch-Glamour-Heft mit 72 Seiten unter dem Titel «Helenka». Es könnte auch umgekehrt sein: Dass das Album die Beilage zum parodistischen Hochglanzmagazin ist.
Auf alle Fälle: Es ist komisch. Und gekonnt – schliesslich ist sie studierte Sängerin. Helena beziehungsweise Helenka interpretiert mehrheitlich in Berner Mundart einen Strauss von 14 einnehmenden Liedtiteln. Wobei das Eröffnungslied programmatisch «Lied» heisst: ein Meta-Song mit schön arrangierten Sounds ab Keyboard, Synthie-Bass und Drumcomputer. Dazu die gut intonierende liebliche Stimme, die sie vervielfachen kann: «Ou wenn nid viu passiert / Singe i das Lied / Nume das Lied / Isch aus wo mi interessiert.» Zum Schluss die Aufforderung: «Sing sing sing doch mit – Do re mi fa so la ti do …»
Das Album vereint herrlichen Nonsens, charmanten Schabernack und Satire, komische Songs mit Hintersinn, alles mit viel Spiellust vorgetragen. In «Medi» erbittet die Singende von ihrem Mami «eis vo dene feine Medis», oder auch mehrere, «es Medi / Zum Pfuuse / Oder eis / Womi längi Zeienägu nümme so düe gruuse». Eine absonderliche Liebe, die im Traum erscheint, wird in «Letscht Nacht (S.G.)» angehimmelt: «Du mis Schinkegipfeli.»
Es kann auch recht makaber werden wie im Tierlied «Ronja». Ein Mädchen mit Sprachfehler erklärt, wie es das Lied für ihr Pony geschrieben habe. Ronja heisst das Tier, und es reimt sich bestens auf «Jetzt bist du Hackfleisch in meiner Lasagna».
Man darf sich darauf freuen, wie die jugendlich wirkende 48-Jährige den köstlichen Liederstrauss der CD auf der Bühne zum Leben erweckt.
Konzert
Fr, 24.7., 21.30
Café Bar Mokka Thun BE
CD
Helenka
Vocal Desaster
(helenka.ch 2020)