Sounds: Starke Frauenstimmen
Im Lockdown haben viele Musikerinnen neue Alben eingespielt. Vier hörenswerte Beispiele zwischen Folkpop und Black Soul, betörenden Silberstimmen und rauen Tönen.
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Kulturtipp 01/2021
Letzte Aktualisierung:
21.12.2020
Frank von Niederhäusern
Sie hat den Erfolg gepachtet, seit sie mit 17 Jahren ihr Debütalbum gleich in Platin-Trophäen baden konnte. Seither hat Taylor Swift, 1989 in Pennsylvania geboren, rund 170 Millionen Tonträger verkauft. Den Lockdown im Frühling nutzte sie produktiv. Ende Juli überraschte sie mit «Folklore». Das Album eroberte prompt die Charts und hat sich alleine in den USA über eine Million Mal verkauft. Vor wenigen Tagen doppelte Swift nach mit dem Album &laqu...
Sie hat den Erfolg gepachtet, seit sie mit 17 Jahren ihr Debütalbum gleich in Platin-Trophäen baden konnte. Seither hat Taylor Swift, 1989 in Pennsylvania geboren, rund 170 Millionen Tonträger verkauft. Den Lockdown im Frühling nutzte sie produktiv. Ende Juli überraschte sie mit «Folklore». Das Album eroberte prompt die Charts und hat sich alleine in den USA über eine Million Mal verkauft. Vor wenigen Tagen doppelte Swift nach mit dem Album «Evermore». Die Songs nehmen aber kaum Bezug auf Corona. Ihr perfekt arrangierter Folkpop soll das Publikum auf andere Gedanken bringen, pflegt sie zu erklären. Was einmal mehr gelungen ist.
Weit entfernt von Säuselkitsch
Trost spenden will auch Katie Melua. Im Oktober legte die 36-jährige Britin mit georgischer Herkunft ihr «Album No. 8» vor. Es hört sich keineswegs so nüchtern an wie sein Titel, aber eben ähnlich wie die sieben Vorgänger. Melua singt mit betörender Silberstimme über sanftem Gitarren-, Piano- und Streichersound. Von Säuselkitsch aber bleibt sie weit entfernt. Es sind solide Feelgood-Songs über die Liebe zu ihrem Vater, Heimweh-Gefühle oder Erinnerungen an ihre Kindheit am Schwarzen Meer.
Ungleich rauere Töne schlägt Betty LaVette an. Die Grand Old Lady des US-Soul lieferte mit «Blackbirds» einen Soundtrack zur Black-Lives-Matter-Bewegung. Nach ihrem Dylan-Tribute von 2018 verbeugt sich die bald 75-Jährige nun vor Vorbildern wie Dinah Washington, Nina Simone oder Billie Holiday. Natürlich singt sie deren Songs nicht einfach nach, sondern interpretiert sie auf ihre unvergleichlich intensive Art.
In Holidays düsterer Ballade «Strange Fruit» verstummt Betty LaVettes Funk-Stimme zu einem fast erstickten Flüstern. Dinah Washingtons «Drinking Again» oder Nina Simones «I Hold No Grudge» intoniert sie mit der emotionalen Tiefe des Black Soul.
Nach acht Jahren Schaffenspause überrascht auch Alanis Morissette mit einem neuen Album. Damalige Elektronik-Experimente lässt sie hinter sich und kehrt mit «Such Pretty Forks In The Road» zurück zu ihrem stimmgewaltigen Folk-pop. Nicht nur musikalisch hat Alanis Morissette zu sich zurückgefunden, die 46-Jährige thematisiert durchgestandene Krisen wie postnatale Depressionen oder den schwierigen Umgang mit Alkohol.
CDs
Taylor Swift
Evermore
(Universal 2020)
Katie Melua
Album No.8
(Warner 2020)
Betty LaVette
Blackbirds
(Verve 2020)
Alanis Morissette
Such Pretty Forks In The Road
(RCA 2020)