Kaum eine Stadt ist wie Wien derart mit Klischees beladen, die sich im Alltag dann oft bestätigen. Wer dem touristischen Zentrum der Stadt entflieht und sich in die Bezirke jenseits der Gürtelstrassen wagt, stösst bis heute auf Figuren, die aus alten Zeiten entflohen scheinen und den sprichwörtlichen Schmäh augen- und ohrenfällig verkörpern. Figuren wie Voodoo Jürgens, der das alte Wiener Lied nach Art von Hans Moser, Georg Kreisler oder Wolfgang Ambros in die Gegenwart rettet. Dies in breitestem Vorstadt-Dialekt, was sein Publikum in Berlin, London oder Zürich zuweilen mit Schulterzucken quittiert, aber gerade deshalb begeistert feiert.
Seine Texte geben den Nichtwienern zumindest akustische Anhaltspunkte, erzählen sie doch teilverständlich von randständigen oder gescheiterten Existenzen, die dann eben die «Schiachn» oder die «Gschamign» sind. Es klingt die Wiener Lust am Morbiden an («Heite grob ma Tote aus»), die Verehrung grosser Figuren («Hansi da Boxer») oder die stete Hoffnung («’s klane Glücksspiel»).
Seine Songs klingen weit über Wien hinaus
Musikalisch bietet der heute 36-jährige Jürgens, der eigentlich David Öllerer heisst, Orientierungshilfen mittels Vorbilder wie Bob Dylan, Leonard Cohen oder Paolo Conte sowie Anleihen bei Blues und Gypsy-Swing, Retro-Folk und osteuropäischer Folklore.
Voodoo Jürgens mag der «King of Wienerisch» sein, wie die Zeitung «Standard» schrieb, seine Songs aber weisen in ihrer Zeitlosigkeit weit über die Grenzen Wiens hinaus. Deshalb feiert er auch dort zunehmend Erfolge.
Rauchend, prostend und schunkelnd
Kommt hinzu, dass sich der selbstdeklarierte Bänkelsänger als unterhaltsames Gesamtkunstwerk inszeniert: In seinen Videoclips und auf den Bühnen gibt Jürgens sich als Strizzi mit 70er-Jahre-Frisur, bunten Hemden und weiten Hosen. Rauchend und prostend schunkelt er sich durch seine Konzerte, bleibt bei den Ansagen aber stets charmant und lobt die Kollegen seiner Band Ansa Panier über den Klee.
Voodoo Jürgens hat mit seinen Songs die österreichischen Charts gestürmt, zur Taufe seines neuen Albums füllte er im Herbst zweimal die grosse Wiener Arena. Bleibt zu hoffen, dass der angesagte Österreicher weiterhin auch auf Kleinbühnen gastiert.
Konzerte
Mi, 22.1., 21.00 Bogen F Zürich (ausverkauft)
Do, 23.1., 20.30 Kaserne Basel
Fr, 24.1., 21.30 Bad Bonn Düdingen FR
Sa, 25.1., 21.00 Palace St. Gallen
www.voodoojuergens.com
CD
Voodoo Jürgens
’s klane Glücksspiel
(Lotterlabel 2019)