Sounds - Regina Spektor
Der Weg von Regina Spektor führte von der Klassik zum eingängigen Singer-Songwriter-Pop. Am Blue Balls Festival Luzern hat sie einen exklusiven Auftritt.
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Kulturtipp 15/2012
Urs Hangartner
Das Piano der Familie musste damals in Moskau bleiben, im Perestrojka-Jahr 1989, als Regina Ilyinichna mit ihren Eltern aus der UdSSR in die USA auswanderte. Dank eines verstimmten Klaviers im Keller der Synagoge im New Yorker Stadtteil Bronx konnte sich die talentierte neuneinhalbjährige Regina weiterhin ihrer musikalischen Leidenschaft widmen. So, wie sie es seit ihrem siebten Altersjahr getan hatte.
Regina war damals schon infiziert von westlichem Pop und kannte die Beatle...
Das Piano der Familie musste damals in Moskau bleiben, im Perestrojka-Jahr 1989, als Regina Ilyinichna mit ihren Eltern aus der UdSSR in die USA auswanderte. Dank eines verstimmten Klaviers im Keller der Synagoge im New Yorker Stadtteil Bronx konnte sich die talentierte neuneinhalbjährige Regina weiterhin ihrer musikalischen Leidenschaft widmen. So, wie sie es seit ihrem siebten Altersjahr getan hatte.
Regina war damals schon infiziert von westlichem Pop und kannte die Beatles, Queen oder Moody Blues. In New York besuchte sie das Konservatorium, studierte Komposition und klassischen Gesang. Als musikalische Grenzgängerin fand sie bald ihren eigenen künstlerischen Weg.
Start mit 21 Jahren
Mit 21 veröffentlichte sie ihre Debüt-CD im Selbstverlag. Es ist Singer-Songwriter-Pop mit jazzigem Einschlag. Die heute 32-Jährige machte damit in der Anti-Folk-Szene New Yorks auf sich aufmerksam. Ein besonderer stimmlicher Ausdruck, das experimentierfreudige Spiel mit Lauten, ein eigensinniges lyrisches Universum, geschöpft aus der Fantasie und gespickt mit literarischen Anspielungen – das sind Merkmale ihres Musikprofils. Dabei versteht Spektor es, Einflüsse aus Klassik, Pop, Jazz, Hip-Hop und russisch-jüdischer Musiktradition zu vereinen.
Ihre Musik hat sich im Lauf der Jahre Richtung Eingängigkeit gewandelt. Auf früheren Alben setzte sie noch auf reines Pianospiel und den Gesang, bisweilen gar auf unbegleitete Vokalkunst. Inzwischen ist schon mal eine ausgewachsene Band am Werk, mit E-Gitarren, Drums und Bläsern. Auf dem aktuellen sechsten Album «What We Saw From The Cheap Seats» ist knackig-süffiges Pop-Songwriting mit Hitpotenzial vertreten. Die beiden Singles «All The Rowboats» und «Don’t Leave Me (Ne me quitte pas)» zeugen davon.
Regina Spektor konnte ihren Traum verwirklichen: «Ich wollte immer klassische Konzerte spielen, von Ort zu Ort reisen, neue Repertoires einstudieren und vor Publikum spielen. Jetzt mach ich das.» Nur: Anstelle von Chopin und Mozart spielt sie ihre eigenen Kompositionen. Gefragt ist sie weltweit. Besondere Ehre: Auf seinem Cover-Album «Scratch My Back» (2010) hat sich Peter Gabriel mit «Après moi» auch einer Spektor-Nummer angenommen.
www.blueballs.ch
[CD]
Regina Spektor
What We Saw From
The Cheap Seats
(Warner 2012).
[/CD]