Sounds: Musikalisches Multitasking
Seit vier Jahren wirbelt Phanee de Pool durch den frankofonen Raum. Jetzt ist die witzige Chansonnière aus dem Berner Jura auch in der Deutschschweiz zu entdecken.
Inhalt
Kulturtipp 17/2021
Letzte Aktualisierung:
06.08.2021
Frank von Niederhäusern
Journalistenfragen können ganz schön nerven. Eine Künstlerin steckt diese Erfahrung weg – oder setzt sie kreativ um. «Baby Blues» heisst das Resultat bei Phanee de Pool. Der Auftaktsong ihrer zweiten CD pulsiert vor dicht-ratternden Frage-Antwort-Kaskaden, die über melodiösen Electro-Pop tänzeln: ein typischer Song der 32-jährigen Jurassierin, die «verspielt» zu nennen untertrieben wäre.
Die Ex-Polizistin jonglier...
Journalistenfragen können ganz schön nerven. Eine Künstlerin steckt diese Erfahrung weg – oder setzt sie kreativ um. «Baby Blues» heisst das Resultat bei Phanee de Pool. Der Auftaktsong ihrer zweiten CD pulsiert vor dicht-ratternden Frage-Antwort-Kaskaden, die über melodiösen Electro-Pop tänzeln: ein typischer Song der 32-jährigen Jurassierin, die «verspielt» zu nennen untertrieben wäre.
Die Ex-Polizistin jongliert mit Sprache und Klängen auf zirzensisch wagemutige Weise. Singt sie übers Erwachsenwerden oder das Glücklichsein, unterlegt sie bezaubernde Spieldosen-Klänge nach Art des «Amélie»-Vertoners Yann Tiersen oder aber simple Örgeli-Motive wie Manu Chao. Gehts um Doktorbesuche oder nächtlich bohrende Fragen, gesellen sich stampfende Hip-Hop-Beats dazu. Und wird die «perfekte» Schweiz mit ihrer geheiligten Apérokultur und Federer-Verehrung besungen, rumpeln die Rhythmen wie bei Troubas Kater und Tom Waits.
Sie singt Slap – abgeleitet von Slam und Rap
Phanee de Pool, die eigentlich Fanny Diercksen heisst, singt mit kindlich reiner Stimme und in rasantem Tempo, sprachverspielt und digital verschnipselt. Slap nennt sie ihren Stil, eine Mischung aus Poetry Slam und Rap. Ihre vokalen Spielereien bettet sie auf komplett selbsterzeugte Musik, die nicht nur aus Synthesizern und anderen Elektrotools stammt, sondern auch von der Gitarre und dem Piano. Steht sie nicht solo auf der Bühne, dann mit Kammeroktett oder komplettem Sinfonieorchester. Auftritte bestreitet die hyperkreative Künstlerin in Fantasieuniform und inmitten heimeliger Requisiten wie Ständerlampe und Plattenspieler. Die Autodidaktin wurde 2016 über Nacht mit einem im Internet geposteten Song bekannt. 2017 tourte sie in der Westschweiz, in Frankreich, Belgien und gewann Fans bis nach Kanada. Bislang hat sie zwei CDs eingespielt: 2017 «Hologramme», 2020 «Amstram». In der Deutschschweiz gilt Phanee de Pool erstaunlicherweise noch als Geheimtipp. Ihr Auftritt in Winterthur dürfte das ändern.
CD
Phanee de Pool
Amstram
(Escales 2020)
Konzerte
Fr, 13.8., 18.00 Festi’neuch Neuchâtel
Sa, 14.8., 17.30 Rock Oz’Arènes Avenches VD
Mi, 18.8., 20.30 Musikfestwochen Winterthur ZH
www.phaneedepool.com