Wer in Thun am Seeufer steht, hat bei schönem Wetter eine atemberaubende Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Veronica Fusaro, aufgewachsen im «Tor zum Berner Oberland», scheint diesen Blick verinnerlicht zu haben als persönlichen Wegweiser hin zu Erfolg und Ruhm. Die 25-jährige Singer-Songwriterin ist auf bestem Weg dorthin. Im Frühling 2016 hatte sie aus dem Stand den Wettbewerb Demotape Clinic am Zürcher Festi- val M4Music gewonnen. Radio SRF 3 kürte sie im selben Jahr zum «Best Talent». Nur drei Jahre und zwei EPs später stand sie mit Superstar Mark Knopfler (Dire Straits) auf der Bühne des Festival de Nîmes und spielte am Glastonbury Festival in Südengland eine eigene Show.
Das Pikante daran: Ihr erstes Album ist erst kürzlich erschienen. In ihrer steilen Karriere geschah vieles wie von selbst. Knopflers Manager hat sie an einem Konzert in Marseille gehört. «Wenige Wochen später rief er meinen Manager an mit der Anfrage für das Nîmes-Konzert», erinnert sich Fusaro. Noch märchenhafter kam sie zum Glastonbury-Gig, auf den selbst gestandene Stars oft jahrelang warten. «Der englische Designer Tom Davies, der mir auf Empfehlung mal eine Brille gestaltet hatte, kannte jemanden in Glastonbury. Das wars.»
«Ich habe einfach immer gerne Musik gemacht»
Derart nonchalant beschreibt Fusaro auch ihre Anfänge. «Ich habe einfach immer gerne Musik gemacht.» Im Gymnasium habe sie Musik als Schwerpunktfach gewählt, mit einer Gesangsstunde pro Woche. «Der Rest war ‹Do it yourself› und das Sammeln von Liveerfahrungen. »
Schon als Kind habe sie positives Feedback erhalten, und dieses hat Fusaro, deren Stimme als Naturbegabung bezeichnet werden kann, so verinnerlicht wie die sonnigen Schneeberge als lockendes Fernziel. Songs über Liebe, Glück, Schmerz und Einsamkeit Nach Bergen klingt ihr Gesang freilich nicht. Und die Thunerin singt weder in der Berner Mundart ihrer Mutter noch im Italienisch ihres Vaters.
«Ich hatte immer nur Bock auf Englisch, wohl auch wegen meiner Vorbilder», sagt sie und nennt als wichtigste Inspiratorinnen Amy Winehouse, Lana Del Rey, Alicia Keys und Nina Simone. Entsprechend ist der Fusaro-Sound eine Melange aus Soul und Blues, Funk und Folk und ein bisschen Jazz. Fetzig klingt er, voller Drive und Groove, und so wundert es nicht, dass die Sängerin, die all ihre Songs selbst schreibt, ihr Debütalbum klangvoll mit «All The Colors Of The Sky» betitelt. Wobei Fusaro in Feelgood-Töne verpackt, was auch mal weniger prickelnd sein kann. Ihre Texte handeln von Liebe und Glück, aber auch von Schmerz und Einsamkeit, von Stress und Erfolgsdruck.
«Ich verpacke gerne melancholische Gefühle in buntes Geschenkpapier», sagt sie. Weshalb eigentlich mussten ihre Fans so lange auf das Debütalbum warten? «Man hat nur einmal die Chance, das erste Album zu machen. Und ich wollte etwas erschaffen, worauf ich in 50 Jahren noch stolz bin», sagt Fusaro gewitzt. Zudem habe sie die Schweizerin in sich gespürt: «Mir ist wichtig, dass ich einen klaren Plan habe.» Bis Ende Mai stehen nun zahlreiche Konzerte an – in der Schweiz, Deutschland und den USA. Das Märchen geht weiter.
Konzerte
Sa, 4.3., 21.00 Le Singe Biel BE
Mi, 8.3., 20.00 Exil Zürich
Fr, 10.3., 20.30 Kiff Aarau
Fr, 24.3., 20.30 Schüür Luzern
www.veronicafusaro.com
Album
Veronica Fusaro All The Colors Of The Sky (Phonag 2023)