SOUNDS: «Ernsthafte Gefühlssongs»
Zwischen Ironie und Ernst: Der Sänger Dagobert – ein Aargauer in Berlin – erfreut und irritiert sein Publikum mit Schlager. In Winterthur kann man ihn hören.
Inhalt
Kulturtipp 17/2019
Letzte Aktualisierung:
05.08.2019
Urs Hangartner
Vor sechs Jahren trat in Berlin ein Sänger auf den Plan, der für Verwirrung sorgte. Er nannte sich Dagobert, das dazugehörige Debütalbum im Jahr 2013 hiess ebenso. Und darauf war zu hören: Schlager. Ein meist verpöntes Genre für einen jungen Mann mit Jahrgang 1982. Man fragte sich: Meint er es ernst? Ist es eine Pose? Oder Ironie, alles nur gespielt?
Hinweise auf den Unernst des Phänomens lieferten die offenbar fiktiven biografischen Angaben, ...
Vor sechs Jahren trat in Berlin ein Sänger auf den Plan, der für Verwirrung sorgte. Er nannte sich Dagobert, das dazugehörige Debütalbum im Jahr 2013 hiess ebenso. Und darauf war zu hören: Schlager. Ein meist verpöntes Genre für einen jungen Mann mit Jahrgang 1982. Man fragte sich: Meint er es ernst? Ist es eine Pose? Oder Ironie, alles nur gespielt?
Hinweise auf den Unernst des Phänomens lieferten die offenbar fiktiven biografischen Angaben, dass er fünf Jahre in aller Abgeschiedenheit einsam in den Schweizer Alpen – im Bündner Ort Pigniu – gelebt und dabei Lieder komponiert habe. Dagobert, die Kunstfigur, ist tatsächlich Schweizer, bürgerlich Lukas Jäger. Um seinen Traum von der Musik zu leben, war er in die hippe Kulturhauptstadt Berlin gezogen. Und «Dagobert», das Album, schlug ein. Der Nachfolger mit dem Titel «Afrika» (2015) war weniger erfolgreich.
Dieses Jahr folgt nun Album Nummer drei mit dem philosophisch anmutenden Titel «Welt ohne Zeit». Es soll sich aber um ein Zitat aus einer Ausgabe von Disneys «Lustigen Taschenbüchern» handeln. Hier singt Dagobert auf eine Art «geradeaus»; da und dort intoniert er das Hochdeutsche mit leichtem helvetischem Einschlag. Er findet durchaus zu poetischem Ausdruck, wie etwa die Zeilen aus dem das Album eröffnenden Lied «Uns beiden gehört die Vergangenheit» zeigen: «Mitten im Meer eine Insel / Und auf ihr ein einziges Haus / Ich war noch nie da, doch ich glaube / Es sieht wirklich wunderschön aus.» Den Begriff Schlager weist Dagobert übrigens weit von sich, er betont, es seien keine Schlager, die er heute singe, sondern «ernsthafte Gefühlssongs».
Dagobert hält seiner Heimat Schweiz die Treue. Ende September/Anfang Oktober kommt er für vier Konzerte in die Schweiz. Vorher ist Dagobert Gast an den Winterthurer Musikfestwochen, wo er am Auftaktabend bei freiem Eintritt im «Albani» spielt.
Konzerte
Dagobert
Mi, 7.8., 22.15 Albani Winterthur
44. Winterthurer Musikfestwochen Mi, 7.8.–So, 18.8.
www.musikfestwochen.ch
CD
Dagobert
Welt ohne Zeit
(Limmat Records
2019)