Sounds: Entspannt schweben
Trio statt Quintett und Retropop statt US-Folk: Der Urner Moe Schelbert überrascht mit dem fünften Album seines Projekts Moes Anthill.
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Kulturtipp 06/2022
Frank von Niederhäusern
Das Hotel «Furkablick» liegt aus der Zeit gefallen an der Furkapass-Strasse. Der verwitterte Steinbau inmitten der kargen Landschaft gibt die optimale Kulisse ab für «Hour of Extravaganza». Der vierteilige Mystery-Clip erzählt von vier Figuren, die nach dem Glück suchen und mit dem Schicksal konfrontiert werden. Die Musik zu den Kurzfilmen stammt von Moes Anthill: Eigentümlich verwunschener Retropop mit wolkig wabernden Melodien und schrägen Te...
Das Hotel «Furkablick» liegt aus der Zeit gefallen an der Furkapass-Strasse. Der verwitterte Steinbau inmitten der kargen Landschaft gibt die optimale Kulisse ab für «Hour of Extravaganza». Der vierteilige Mystery-Clip erzählt von vier Figuren, die nach dem Glück suchen und mit dem Schicksal konfrontiert werden. Die Musik zu den Kurzfilmen stammt von Moes Anthill: Eigentümlich verwunschener Retropop mit wolkig wabernden Melodien und schrägen Texten.
Wobei eigentlich zuerst die Musik da war und dann die Bilder dazu entstanden. Doch das ist nicht so wichtig, denn beide passen perfekt zueinander. Viel wichtiger ist, dass Moes Anthill einmal mehr anders klingen als früher. Das Bandprojekt des Urner Sängers, Songschreibers und Gitarristen Mario «Moe» Schelbert liefert seit 2011 Spielarten eines eigenwilligen Neofolk mit hörbarem US-Einfluss. Das letzte Album «Quitter» versammelte Songs, die nach deftigem Country und Bluegrass rochen. Drei Jahre nach jenem Album in Quintett-Besetzung tritt Schelbert nun im Trio an mit Flurin Lanfranconi an Bässen und Moog sowie Drummer Clemens Kuratle.
Wie Erinnerungen an Sommerabende
Die drei klingen aber kaum spartanischer, wenn sie ihren fröhlichen Retropop mit satten Harmonien, viel Hall und eingespeisten Chörli wolkig aufbauschen. Ihre entspannt schwebenden Songs evozieren Erinnerungen an unbeschwerte Sommerabende, an Gefühle voller Zuversicht, an Trips zwischen Traum und Realität. Dabei erzählen sie von einsamen Helden und schrägen Aussenseitern, von der Sehnsucht nach Liebe und der Suche nach Glück, das sich allenfalls im «Furkablick» finden lässt.
«Hour of Extravaganza» heisst übrigens nicht nur der Film, den man im Internet unter www.moesanthill.com findet, sondern auch das Album. Denn Moe Schelbert geht es ums Ganze. Was er dem kulturtipp schon vor drei Jahren über «Quitter» sagte, gilt nach wie vor: «Wir machen keinen Design-Pop, der in Einzelsongs konsumiert wird. Sondern Musik für Freaks, die auch das künstlerische Gesamtpaket eines Albums zu schätzen wissen.» Nun sogar noch filmisch untermalt.
Konzerte
Fr, 18.3., 20.00 Im Schtei Sempach LU
Sa, 19.3., 20.20 El Lokal Zürich
www.moesanthill.com
CD
Moes Anthill
Hour of Extravaganza
(moesanthill.com 2022)