Sein Bart ist struppig, aber er duftet. Nach Abenteuer, nach Exotik, nach Musik. «Ich entdeckte diesen Duft auf einer weiten Reise und wusste: Er passt zu unserem neuen Album», sagt Moe Schelbert, Sänger und Kopf von Moes Anthill. Und so kann man dieses neue Album auch im Paket mit dem gleichnamigen Bartöl kaufen: «Quitter». Dieser Name wiederum macht deutlich, dass Moe Schelbert (33) alles andere als ein Trendsurfer ist, der sich seine Musik werbewirksam in fremde Bärte schmieren lässt. Quitter bedeutet so viel wie Aussteiger, was schon eher passt zum gebürtigen Urner mit dem struppigen Bart.
Transparenter als gängiger Indie-Sound
In den zehn Songs finden sich schräge Typen und eigenartige Storys. Ein Meteoriten-Einschlag in Alabama wird ebenso besungen wie die Fasnacht in Altdorf oder eben der Quitter, ein Musiker auf Abwegen. Derlei Kuriositäten hat Schelbert mit seinem Quintett freilich schon auf den drei Vorgänger-Alben erzählt. Was ist neu an «Quitter»? «Es ist unser gesanglichstes Album», setzt Schelbert an. Toningenieur Mario Baumann verdeutlicht: «Moes Stimme ist in den Vordergrund gemischt, die Band aber nicht in den Hintergrund. Im Gegenteil: Der Sound ist sehr transparent.» Damit unterscheide man sich vom gängigen Indie-Image einer verhaltenen, diffusen Musik, betont Moe Schelbert.
Tatsächlich hat die seit 2011 international beachtete Neo-Folk-Band viel in die Produktion des neuen Albums investiert. Zeit vor allem. «Wir gingen noch nie so vorbereitet ins Studio», sagt Toningenieur Baumann. «Alle Songs waren intus», bestätigt Moe Schelbert. «Den jeweils stimmigen Sound aber haben wir im Studio mit Produzent Hank Shizzoe entwickelt.» Im Powerplay Studio am Greifensee wählte man das analoge Studio B, alle spielten im selben Raum. «Unsere analoge Studioproduktion ist wieder gefragt», sagt Powerplay-Manager Cyrill Camenzind, der damit auch Gregor Meyle oder Dabu Fantastic anlockte. «Die besondere Aura ermöglicht magische Momente.» Solche haben auch Moes Anthill erlebt, obwohl das neue Album letztlich zum analog-digitalen Hybrid wurde. Toningenieur Mario Baumann: «Diese Mischform ist aufwendig, hat sich aber hörbar bewährt.»
Mehr als nur ein Album mit Musik
Und sie passt zur Philosophie der Band mit dem Zungenbrecher-Namen. «Anthill bedeutet Ameisenhaufen, womit die wuselnde, aber systematische Arbeitsweise unserer Band gemeint ist», erklärt Schelbert, der als Punkmusiker begann und später klassische Gitarre studierte. «Wir machen keinen Design-Pop, der in Einzelsongs konsumiert wird. Sondern Musik für Freaks, die auch das künstlerische Gesamtpaket eines Albums zu schätzen wissen.» Musik mit passendem Artwork, stimmigen Videos – und duftendem Bartöl.
Konzerte
Sa, 2.3., 20.30 Moods Zürich (Album-Taufe)
Fr, 8.3., 20.00 Chäslager Stans NW
Fr, 15.3., 21.00 Wädensville Skyline Wädenswil ZH
Sa, 23.3., 20.15 Härdöpfuchäuer Schöftland AG
Fr, 29.3., 20.00 Theater Uri Altdorf
CD/LP
Moes Anthill
Quitter
(Tourbo Music 2019)