Sechs Bühnen auf einem riesigen Gelände oberhalb des Städtchens Nyon am Genfersee zeigen eine Vielfalt von musikalischen Stilen. Das Paléo Festival bietet einen Querschnitt durch die aktuelle populäre Musik.
Stark vertreten ist erneut die Frankofonie mit Chanson, Hip-Hop, Rock, Techno – alles auf Französisch gesungen. Und nicht nur altbewährte Stars sind in grosser Zahl zu hören, sondern auch zahlreiche Entdeckungen.
Zaho de Sagazan spielte schon letztes Jahr in Nyon, da war sie noch unter dem Radar des Startums. Mit ihrem ersten Album und vor allem mit ihrem Auftritt am Filmfestival in Cannes ist ihr Name inzwischen zum Begriff geworden.
Zaho de Sagazan heisst tatsächlich so und stammt aus einer Künstlerfamilie in der Bretagne. Schon mit 15 Jahren stand sie auf der Bühne, konzentrierte sich aber zuerst auf Tanz und Theater. Daneben machte sie einen Bachelor in Naturwissenschaften.
Mit textlicher wie musikalischer Tiefe
Zur Musik kam sie vor drei Jahren und spielte in der Folge an zahlreichen Festivals. Ihr erstes und bislang einziges Album «La symphonie des éclairs» («Die Sinfonie der Blitze», Virgin 2023) machte sie fast augenblicklich zur neuen Exponentin des französischen Chansons.
Geprägt von der elektronischen Musik der 1980er, aber auch von Klassikern wie Jacques Brel oder Barbara, hat Zaho einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sofort fasziniert und textlich wie musikalisch Tiefe hat. Ganz zu schweigen von ihrer wunderbaren Sicherheit auf der Bühne.
Ähnlich wie der grosse Star Stromae schafft es Zaho, gescheit und trotzdem allgemeinverständlich zu sein. Ihr diesjähriger Auftritt am Paléo dürfte zu einer Art Heimspiel werden: Die 50 000 Leute, die sich Abend für Abend auf dem Gelände einfinden, gehören zu den aufmerksamsten Zuhörern, die man sich wünschen kann.
Und es wird spannend sein, die Entwicklung der französischen Populärmusik zwischen dem Auftritt von Véronique Sanson und jenem von Zaho de Sagazan mitzuerleben.
Als weiterer Höhepunkt wird Patti Smith in Nyon ihren enor-men Einfluss seit den späten 1970ern auf die Singer-Songwriter-Szene dokumentieren. Auf der Bühne des Dôme und rundherum lebt das Village du Monde, das jedes Jahr eine andere Weltregion repräsentiert – diesmal den Balkan.
Gaye Su Akyol, Marina Satti und Boban Markovic
Die Balkanwelle, von Shantel vor etwa 20 Jahren losgetreten, verdankt ihre Wucht auch den Emigranten aus der Region. Bands wie Boban Markovics grandioses Blasorchester aus Serbien, der griechische Superstar Marina Satti oder Gaye Su Akyol, die den Türk-Pop völlig neu aufmischt, haben aber inzwischen eine Klasse, die weit über die Region ausstrahlt. Alle sind in Nyon zu Gast.
Zwei, drei Megastars auf der grossen Bühne, mehr braucht das Paléo nicht. Die Tickets sind ohnehin immer innert Kürze ausverkauft. Täglich gibt es aber ab 9 Uhr morgens noch 1500 Eintritte für den jeweiligen Tag. Das altersmässig bunt durchmischte Publikum liebt sein Paléo aber vor allem für die Entdeckungen. Und für die durchgängig fröhliche, entspannte Stimmung auf dem Gelände.
Paléo Festival
Di, 23.7.–So, 28.7., Nyon VD
www.paleo.ch