Sounds: Ausdrucksstarke Stille
Nach längerer Pause ist die US-Musikerin Jessica Pratt mit neuem Album zurück. Auf «Quiet Signs» überzeugt die 31-Jährige mit minimalistischen, verträumten Folk-Sounds.
Inhalt
Kulturtipp 08/2019
Urs Hangartner
Das dritte Album, nach zwei Home-Recordings erstmals in einem richtigen Studio aufgenommen, beginnt in aller Schlichtheit: Es ist nur ein von ihrem Partner Matthew McDermott gespieltes Piano zu hören im Instrumental «Opening Night», das nach dem Film von John Cassavetes benannt ist. Das Drei-Töne-Motiv der linken Hand wird im Folgestück «As The World Turns» wieder aufgenommen von der akustischen Gitarre. Und die Stimme kommt dazu: eine von zartem, weiche...
Das dritte Album, nach zwei Home-Recordings erstmals in einem richtigen Studio aufgenommen, beginnt in aller Schlichtheit: Es ist nur ein von ihrem Partner Matthew McDermott gespieltes Piano zu hören im Instrumental «Opening Night», das nach dem Film von John Cassavetes benannt ist. Das Drei-Töne-Motiv der linken Hand wird im Folgestück «As The World Turns» wieder aufgenommen von der akustischen Gitarre. Und die Stimme kommt dazu: eine von zartem, weichem Charakter, irgendwie kindlich anmutend. Auch wenn bei Gelegenheit eine Querflöte oder eine dezente Orgel im Hintergrund zu hören ist – es bleibt beim reduzierten Sound. Auf Bass und Schlagzeug verzichtet Jessica Pratt gänzlich.
Die Sängerin und Musikerin aus Los Angeles nennt die von ihr persönlich favorisierte Musik «mysteriös, dunkel, verträumt und verspielt». Diese Kombination gilt nun ebenso für ihre eigene Musik. Andere «stille» Musiker haben es ihr angetan, etwa John Martyn, Tim Buckley oder Syd Barrett. Und es wurden schon Vergleiche angestellt, die ihr passen: mit Vashti Bunyan, Joni Mitchell, Karen Dalton. Jessica Pratt orientiert sich klar am Sixties-Folk, ihre Songs klingen wie aus einer fernen vergangenen Zeit, sind am Ende aber doch durch und durch heutig.
Was Pratt singt in ihrer mitunter entrückten Art, ist schwer verständlich. Sie will es einem nicht leicht machen und verbleibt mit ihrer assoziativen Songtext-Lyrik bewusst im Ungefähren. So tönt es hallig verweht auf dem mit neun Tracks bestückten Album von nur einer halben Stunde Länge. Doch die relativ kurze Zeit reicht, um in ein ausdrucksstarkes klingendes Universum einzutauchen, in eine elegische, geradezu stille Welt. «Träumerischer Hippie-Folk» offenbart sich, wie der deutsche «Rolling Stone» Pratts Musik beschrieb.
Konzerte
Do, 4.4., 21.00 Südpol Kriens LU
So, 7.4., 20.00 Royal Baden AG
CD
Jessica Pratt
Quiet Signs
(City Slang 2019)