Diese Bandgeschichte sollte Pflichtstoff an den Kunsthochschulen sein. In Sachen Kreativprozesse und Marketing haben Wolfman eine geradezu exemplarische Entwicklung hinter sich. Entstanden in einer WG, gewann das Zürcher Duo 2013 die Demotape-Clinic am Festival M4Music. Die Begeisterung war gross, das Echo ebenso, als kurz darauf das erste, noch selbst produzierte Album «Unified» erschien. Mit ihrem sphärischen Synthi-Sound trafen Katerina Stoykova und Angelo Repetto den musikalischen Zeitgeist der urbanen Jugend.
So dauerte es nicht lange, bis sich ein Label meldete und dem Duo professionelle Betreuung anbot. Es folgten ein weiteres Album («Modern Age», 2016) sowie eine EP («Sun Sun», 2017), die den entspannten Minimal-Pop zwar weiterspielten, aber doch leicht verschobenen Rezepturen folgten. Stoykova und Repetto zeigten sich wagemutiger und liessen ihr erprobtes Gefüge aus Gitarre, Synthesizer und zwei Stimmen im besten Sinne ausarten.
Die neuen Songs sind raffinierter arrangiert
Dieser Tage erscheint das Album «Mad Woman», mit dem das Duo einen weiteren Entwicklungsschritt macht. Die zehn Songs klingen vielschichtiger, raffinierter arrangiert, zuweilen auch wuchtiger. Zugleich überraschen die jungen Zürcher mit Retro-Anleihen, etwa bei Disco-Funk, Prä-Techno, psychedelischer 60ies-Melodik oder verschleppten Grunge-Riffs. Für den Weg dorthin haben sich Wolfman eine «monatelange Studio-Isolation» gegönnt, wie sie schreiben. Ihr Ziel sei nichts weniger gewesen als eine «Utopie der Grenzenlosigkeit» mit «fluiden Kräfteverhältnissen».
Natürlich sind solche Wortschöpfungen Teil der Marketingstrategie, entstanden in den Büros des findigen Lausanner Labels Irascible. Doch Interviews mit Katerina Stoykova und Angelo Repetto machen deutlich, dass sie selbst den philosophischen Unterbau ihrer Musik ausformulieren. So sei dieser Erfolgsband denn ein kleiner Tipp mit auf den weiteren Weg gegeben: Konzentriert euch aufs Musikmachen und Songtexten!
Konzerte
Do, 11.10., 20.00 Exil Zürich
Do, 15.11., 20.00 Werkstatt Chur
Sa, 17.11., 20.30 Gaskessel Bern
CD
Wolfman
Mad Woman
(Irascible 2018)