Er hat stets einen coolen Spruch auf den Lippen. Doch vieles, was Dodo sagt, ist wohldurchdacht. «Beim Reisen sind die Umwege oft am schönsten», sagt der Zürcher Musiker und Produzent. Man schmunzelt ob dieser Binsenwahrheit, doch Dodo hat sie gerade mit einem wahnwitzigen Projekt unter Beweis gestellt.
Nach Afrika sollte es gehen, nachdem sein langjähriges Studio in Zürich-West abgerissen worden war. Dodo stand auf der Strasse, beschaffte sich einen riesigen Schiffscontainer, baute sein Studio ein und plante damit eine Reise via Rhein und Atlantik nach Südafrika. «Die Idee war, dass ich zurück zu meinen Wurzeln reise», erklärt er. «Ich habe meine ersten sechs Lebensjahre an der Elfenbeinküste verbracht und intensive Beziehungen zu Südafrika.»
Statt auf die Weltmeere gings über Alpenpässe
Dieser Bezug prägt auch die Musik des 43-jährigen Zürchers, der mit seinem Reggae-Hop und Afro-Electropop seit seiner Debüt-Single «Robinsong» 1999 grosse Erfolge feiert. Als Produzent verleiht er zudem den Hits der Rapperin Steff La Cheffe sowie den Songs des «079»-Gespanns Lo & Leduc oder der Zürcher Band Dabu Fantastic den letzten Schliff. Die Kreativität von Dodo, der eigentlich Dominik Jud heisst, scheint grenzenlos. Ebenso sein Durchhaltewille.
«Aufgeben gilt nicht», sagt er. Als Corona sein «Afrika»Projekt verunmöglichte, entwickelte er kurzerhand eine buchstäblich naheliegende Alternative: «Statt auf die Weltmeere ging es eben in die Berge. Denn wie Meereshäfen sind Alpenpässe Durchgangsorte voller Hoffnungen und Mythen.» So wurde der 13-Tonnen-Studio-Container, in effektvoller Dodo-Manier zum knallbunten Ministry of Good Vibes gestylt, mittels Spezialtransport auf den Grimselpass gefahren. Von dort später auf den Furka- und schliesslich den Oberalppass. «Der Aufwand dieser Pass-Reise war im Vergleich zu den Vorbereitungen zur Afrika-Reise ein Kinderspiel», betont Dodo.
Bewährte und beschwingte Songs
Die ganze Geschichte lässt sich mehrfach nacherleben. In einer SRF-Dok, in einem Video-Blog und natürlich auf dem Album «Pass», das Mitte Februar erscheint. Der Eröffner «Odyssee» erzählt die Projektgeschichte, und auch manche der restlichen zehn Songs sind alpin verwurzelt. Auf «Weh Mama» wird Dodo gar politisch, indem er die Gletscherschmelze besingt. Die Musik dieses Konzept-Albums ist bewährt beschwingt und elektronisch grundiert. Eindrücklich ist, wie Dodo und seine Crew – allen voran sein Co-Produzent Big J – dieses zeitlich durchgetaktete Projekt gestemmt haben.
Nach Südafrika solls dann doch noch gehen. Dodo versichert: «Sobald Corona es zulässt, will ich die Reise antreten.» Der Container lagert im Rheinhafen Basel, und wie singt Dodo im Song «Odyssee»? – «Mini Tröim sind too big to fail.»
Dodo - Pass
(Sony 2021)
Erscheint am Fr, 12.2.
Video-Blog
Ministry of Good Vibes
Container Vlog
SRF-Dok
Dodo – Die Odyssee
Regie: Alexis Amitrigala (CH 2021)
Blog und Dok sind abrufbar unter www.dodomusic.ch