Sonja Matheson «Wir sind das Sprachrohr»
Sonja Matheson von Baobab Books begleitet Kinder auf Gedankenreisen nach Afrika, Asien und Lateinamerika.
Inhalt
Kulturtipp 08/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Claudine Gaibrois
Begeistert blättert Sonja Matheson, Geschäftsleiterin von Baobab Books, im Bilderbuch «Das machen wir». Feine weisse Zeichnungen zeigen Menschen, die auf dem Feld arbeiten, im Kreis sitzen, essen und plaudern, und allerlei unbekannte Tiere und Pflanzen. Das neueste Baobab-Buch zeigt den Alltag der Warli, einer Bevölkerungsgruppe in Indien. Hergestellt wird es im Siebdruckverfahren im Land selbst, die Bilder stammen von Warli-Malern. Das ist exemplarisch für die...
Begeistert blättert Sonja Matheson, Geschäftsleiterin von Baobab Books, im Bilderbuch «Das machen wir». Feine weisse Zeichnungen zeigen Menschen, die auf dem Feld arbeiten, im Kreis sitzen, essen und plaudern, und allerlei unbekannte Tiere und Pflanzen. Das neueste Baobab-Buch zeigt den Alltag der Warli, einer Bevölkerungsgruppe in Indien. Hergestellt wird es im Siebdruckverfahren im Land selbst, die Bilder stammen von Warli-Malern. Das ist exemplarisch für die Herangehensweise des Baobab-Verlags, sagt Sonja Matheson: «Nicht wir erzählen über Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika, sondern sie erzählen über sich. Wir sind nur ihr Sprachrohr.»
Auf der ganzen Welt sucht Baobab Books seit rund 20 Jahren nach interessanten Kinder- und Jugendbüchern, die übersetzt und in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren für das Schweizer Publikum gestaltet werden. Dieser Ansatz liegt Matheson sehr am Herzen. Sie wolle mit ihrer Arbeit nicht den «armen Menschen in der Dritten Welt» helfen, sondern ihnen eine Stimme geben. «Wir möchten Kindern die Vielfalt an Lebensformen aufzeigen, und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten, die bei aller Verschiedenheit existieren.»
Bücher seien dazu ein ausgezeichnetes Mittel, sagt Matheson aus eigener Erfahrung. Als Kind und Jugendliche las sie ganze Bibliotheken leer und erfuhr dabei, «wie viel Horizonterweiterung Literatur ermöglicht». Auch sonst hat Matheson in ihrem Elternhaus mitbekommen, «dass man die Welt unterschiedlich betrachten kann». Ihr Vater arbeitete in der Kunsthalle in Düsseldorf, wo die Familie bis zu Mathesons zwölftem Lebensjahr lebte. Die Familie verkehrte im Künstlermilieu: «Zwischen Joseph Beuys’ Fettschichten aufzuwachsen, war eine spezielle Erfahrung», erzählt die 39-Jährige lachend.
Matheson besuchte später in der Schweiz eine alternative Schule in Zug, wo sie «viel Freiraum» genoss. «Ich habe gelernt, unabhängig zu denken und mich zu artikulieren. Stellung zu beziehen war mir immer wichtig.» Nach einigen Jahren am Zürichsee und in Biel machte Sonja Matheson mehr zufällig als geplant eine Lehre als Verlagsbuchhändlerin beim Limmat Verlag. Später verschlug es sie nach Basel, wo sie seit 20 Jahren lebt. Matheson berichtete bei der «Programmzeitung» übers Basler Kulturleben und schrieb unter anderem für die mittlerweile eingegangene Frauenzeitschrift «Emanzipation». Später setzte sie sich als Kampagnenleiterin beim Hilfswerk Terre des Hommes Schweiz gegen Kinderprostitution, Jugendgewalt und die Ausbeutung von Hausmädchen ein.
Mit der Tätigkeit bei Baobab Books hat sich der Kreis für Matheson geschlossen. Sie kann ihr gesellschaftliches Engagement und ihre Leidenschaft für Bücher zusammenbringen – und sich für die Vielfalt einsetzen, die ihr ein so grosses Anliegen ist.