Sommerlektüre: Ein Koffer voller Bücher
Welches Buch liest sich gut auf dem Liegestuhl zu Hause? Welches soll mit ins Reisegepäck?
Der kulturtipp stellt spannende Romane, Thriller, Erzähl- oder Bildbände vor, die für Ferienstimmung sorgen.
Bildband: Das schlechte Gewissen mit der Sprühdose
Wer entscheidet, wie viel ein Werk wert ist, und ob es wichtig ist? Diese Fragen sind heute so aktuell wie etwa in den 1980ern. Damals stritt man in Zürich über die gesprayten Strichmännchen von Harald Nägeli. Aktuell tut man es gerade wieder. Amüsieren dürfte diese Debatte Banksy, britischer Künstler und Street-Art-Kollege von Nägeli. 2018 etwa schredderte er eine...
Bildband: Das schlechte Gewissen mit der Sprühdose
Wer entscheidet, wie viel ein Werk wert ist, und ob es wichtig ist? Diese Fragen sind heute so aktuell wie etwa in den 1980ern. Damals stritt man in Zürich über die gesprayten Strichmännchen von Harald Nägeli. Aktuell tut man es gerade wieder. Amüsieren dürfte diese Debatte Banksy, britischer Künstler und Street-Art-Kollege von Nägeli. 2018 etwa schredderte er eine Papierversion seines Bildes «Girl with red balloon». Und um Spray-Verbote foutiert er sich eh. Xavier Tapies blickt mit dem Buch «Banksy – Provokation» auf die gut zwei Jahrzehnte dauernde Karriere des anonymen Künstlers zurück. Er bespricht Banksys wichtigste Werke, analysiert Bildsprache und gesellschaftspolitische Kontexte. Der Blumenwerfer, die Kampfhelikopter mit pinken Mäschchen oder die Basquiat-Figur, die von Londons Polizei gefilzt wird – Banksys Schablonenbilder sind längst Ikonen. Aber eben auch einfühlsame und witzige Kommentare gegen Unterdrückung, Krieg oder systematischen Rassismus. «Unser schlechtes Gewissen» nennt ihn Xavier Tapies. Mit diesem Buch lässt man sich gerne davon plagen. (sk)
Xavier Tapies
Banksy – Provokation
232 Seiten
(Midas 2020)
Biografie: Ein Fan als Biograf
Joni Mitchell gehört zu den wichtigsten Singer-Songwriterinnen des 20. Jahrhunderts. Sie schrieb mit «Woodstock» die Hymne einer Generation, war eine Ikone der 1960er und inspiriert Musiker bis heute. US-Autor David Yaffe zeichnet in einer akribisch recherchierten Biografie ihr Werk und Leben nach. Vor allem beeindruckt, wie Mitchell Schwächen zu Stärken ummünzt. 1943 in der kanadischen Provinz geboren, erkrankte sie mit zehn an Polio. Sie überlebte, doch ihre linke Hand blieb geschwächt. Sie stimmte die Gitarre eigenartig, sodass sich offene Harmonien und unberechenbare Melodien ergaben: ihr Markenzeichen. Mit 21 gab sie ihr unehelich geborenes Kind zur Adoption frei, was sie nie verwand. Sie verarbeitete ihre Traumata in radikal ehrlichen Texten – und gab Frauen eine Stimme. Viele Stars erlagen ihrer Anziehung. Auch ihr Biograf schreibt als Fan, nicht als Kritiker. Er interviewte Bob Dylan, Joan Baez und viele andere. Das Buch gibt einer oft schwierigen Pionierin den Platz in der Musikgeschichte, der ihr gebührt. Ein Muss für Folk-Liebhaber. (eb)
David Yaffe
Joni Mitchell. Ein Porträt
584 Seiten
(Matthes & Seitz 2020)