Die Geschichte könnte so gehen: Ein Riese kommt an den Giessensee mitten in Bad Ragaz. Er sieht ein Wasserrad, reisst es auseinander und setzt es aus gewaltigen Stahlbrocken neu zusammen. Jetzt steht es als Kunstwerk im Giessensee. Zwar dreht es sich nicht, aber es verändert sich je nach Perspektive laufend. Der märchenhafte Riese ist in diesem Fall Jörg Plickat, und seine Skulptur heisst «Move». Der 64-jährige Norddeutsche hat eine lange Laufbahn als Künstler hinter sich und an verschiedenen Universitäten in Europa und Amerika unterrichtet.
Plickats Werk ist eines von 400 Objekten, die derzeit in Bad Ragaz und vereinzelt in Vaduz zu sehen sind. Der Badeort lockt mit der 7. Schweizerischen Triennale der Skulptur. Sie verwandelt das Städtchen in einen Erlebnisraum.
Nicht belehrend, sondern lustvoll
Insgesamt 77 Künstlerinnen und Künstler sind an der monumentalen Schau vertreten. Initianten sind Esther und Rolf Hohmeister; sie ist Autorin, er ist Rheumatologe. Sie organisieren mit einer Jury seit dem Jahr 2000 regelmässig diese Skulpturenausstellung unter dem Titel «Bad Ragartz», die das Städtchen während der Sommermonate verwandelt.
Das Ehepaar Hohmeister kennt alle Künstler persönlich. Es hat die Teilnehmer mit einer kleinen Jury aus rund 1500 Bewerbungen ausgesucht, die im Vorfeld jeder Triennale in Ragaz eintreffen, wie Rolf Hohmeister bei einem Besuch sagt. Nach seinen Angaben ist die Schau in Bad Ragaz und Vaduz das grösste Freilichtmuseum Europas. Um eine halbe Million Besucher kommen in den Triennale-Jahren zusätzlich in den Kurort. Die Hohmeisters sind stolz, dass sie «diese Organisation als Amateure angehen». Das soll so bleiben: «Wir verzichten mit Bedacht auf Kuratoren, um möglichst authentisch zu bleiben.» Denn die Ausstellung soll keinesfalls einen «belehrenden Charakter» haben, sondern vielmehr das bildhauerische Schaffen in seiner ganzen Breite lustvoll abbilden und den Besuchern einen möglichst einfachen Zugang zur Kunst ermöglichen.
Ein Besuch in Bad Ragaz belegt, wie dieser Anspruch erfüllt wird: Ein Spaziergang dem Giessensee entlang und weiter ins Städtchen erinnert an einen Traumwandel. Man begegnet Installationen, welche die Wirklichkeit in einem neuen Licht erscheinen lassen. Mit Künstlern wie Juan Andereggen (Schweiz/Argentinien), Armin Göhringer (Deutschland) oder den Schweizern Sybille Pasche und Gabriel Mazenauer.
Winterthur. Grenzenlos
Die Churer Künstlerin Notta Caflisch sieht sich als «Illustratorin des Zeitgeschehens», was den Titel dieses Objekts «Refuge Hope» erklärt. Es ist an der diesjährigen Freilichtausstellung im Winterthurer Weiertal zu sehen. Caflisch reflektiert in ihren Arbeiten soziale, politische Themen, wie sie dem Besucher in den Medien begegnen.
Neben diesem Werk finden sich in Wülflingen Objekte von 23 weiteren Künstlern.
Bis So, 9.9., Winterthur Wülflingen
Langenbruck. Schönthal
Das idyllische Schönthal beim gleichnamigen Kloster im Baselbieter Jura gehört zu den festen Werten der schweizerischen Freilichtausstellungen. Hier ist das neu dazugekommene Werk «Saat» des englischen
Künstlers Peter Randall-Page zu sehen. Die Schau will Kunst und Natur zusammenführen. Sie wächst gemächlich von Jahr zu Jahr. Derzeit sind insgesamt 33 Werke von 23 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen.
Dauerausstellung, Langenbruck BL
Safiental. Horizontal – vertikal
Dieses Werk sieht aus wie eine Fliegende Untertasse, ist aber keine. Es heisst vielmehr «Egschi Shell» und stammt vom Zürcher Künstler Bob Gramsma. Es handelt sich um eine Betoninsel auf dem künstlichen Egschisee, die durch Wasserkraft vom Grund gehoben wurde. Das Objekt ist Teil der Art Safiental des Kurators Johannes M. Hedinger. Er versteht den Titel «Horizontal – vertikal» als Verbindung zwischen der US-amerikanischen Land-Art der Westküste mit der Kunst aus dem Alpenraum. Die 14 Werke sind über das ganze Tal verteilt.
Bis So, 21.10., Safiental GR
Romanshorn. Bodenseecontainer
Der dreidimensionale Bodensee-Leuchtkörper im Innern dieses Containers gibt durch verschiedene Gucklöcher Einblick in die Geschichte von Romanshorn sowie Bregenz oder Lindau. Der begehbare Aufgang zum Containerdach erlaubt einen Rundumblick auf die gesamte Region. In der Ausstellung wird unter anderem an den legendären Lindauer Boten erinnert, der vom frühen 14. Jahrhundert bis 1826 als Kurier zwischen Lindau und Mailand verkehrte. Der Bodenseecontainer steht an der Hafenpromenade.
Bis auf Weiteres, Romanshorn TG
Carona. 14 artisti. Via Crucis – Madonna d’Ongero – Carona
Kunst im Buchen- und Kastanienwald. Im Tessiner Dorf zeigen 14 namhafte Gestalter ihre Werke und lassen den Kreuzweg in neuem Licht erscheinen. Im Bild ein Werk des Tessiner Künstlers Livio Bernasconi, der sich einer abstrakten Sprache verschrieben hat, die auf geometrische Formen setzt.
Bis So, 9.9., Lugano TI
Bad Ragaz. Eile mit Weile
Der Giessensee ist das Bijou im Städtchen Bad Ragaz. Besonders jetzt, mit den zahlreichen Kunstwerken der Triennale «Bad Ragartz», lohnt sich ein Spaziergang in der weitläufigen Gartenanlage um den kleinen See. Hier die eindrückliche Skulptur «Move» des deutschen Bildhauers Jörg Plickat.
Bis So, 4.11., Bad Ragaz SG