Entführer Nils Dickman (Stellan Skarsgård) liest dem gekidnappten Gangstersohn Rune keine der üblichen Gutenacht-Geschichten vor. Stattdessen zitiert er aus einem Prospekt mit Schneeräummaschinen. Der Junge kuschelt sich an seinen Entführer und fragt: «Hast du schon vom Stockholm-Syndrom gehört?»
Nils ist eigentlich ein guter Mensch. Soeben haben sie ihn, den bestens integrierten schwedischen Einwanderer, in der Gemeinde zum Bürger des Jahres gekürt. Pflichtbewusst dient er der Gemeinschaft, indem er mit seinem Schneepflug die Strassen räumt. Bis es passiert: Sein Sohn wird ermordet, als Opfer einer Verwechslung im Drogenkrieg. Als Nils das herausfindet, kennt er nur Rache und Vergeltung. Einer nach dem anderen soll dran glauben, in der Gangsterhierarchie von unten nach oben.
Schwarze Komödie
Die Lage ist kompliziert, weil gleich zwei Mafia-Gruppen beteiligt sind: die einheimischen Norweger und die «Albaner» (wie sie die Serben nennen). Jeder kämpft da gegen jeden. Der Schnee – der buchstäbliche sowie das Kokain - ist immer mehr mit blutigem Rot durchtränkt.
Hilfe verspricht sich Nils bei seinem Rachefeldzug von einem Auftragskiller. Er findet ihn in einem «Chinesen», der in Wirklichkeit Däne mit japanischem Migrationshintergrund ist. Dieser verrät Nils allerdings an den norwegischen Drogenboss «der Graf» (Pal Sverre Valheim Hagen), ein Musterbeispiel für einen bigotten Bürger: Er praktiziert vegane Ernährung, verhätschelt seinen Sohn Rune, ist Kunstliebhaber mit Geschmacksverirrungen, wie die Bilder in seiner Neureichen-Villa belegen. Seine andere Seite: Der Graf gibt den skrupellosen Gangsterboss, der vor Morden und Massakern nicht zurückschreckt. Rassist ist er obendrein.
Die Regisseure Sergio Leone, Francis Ford Coppola, Quentin Tarantino und die Coen-Brüder stehen Pate für diese norwegische Gangster-Groteske. Bruno Ganz als serbischer Mafiaboss namens Papa nuschelt und flüstert wie einst Marlon Brando in der Rolle des Don Corleone in «The Godfather».
Dieser Film vom Einbrechen des Kriminellen in eine Gesellschaft zeigt die Gewalt als groteskes Spiel. «Einer nach dem anderen» ist auch ein Film über einen Vater, dem das Schicksal übel mitspielt und der vom vorbildlichen Bürger zum rächenden Vollstrecker wird.
Freunde des schwarzen Humors kommen auf ihre Rechnung. Filmkundige entdecken zahlreiche Zitate und Anspielungen auf das Genre. Wie im Vorgängerfilm «En Ganske Snill Mann» (2010) vertraute Regisseur Moland mit Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson und Hauptdarsteller Stellan Skarsgård in seiner neuen schwarzen Komödie auf bewährte Kräfte.
In Order Of Disappearance
(Einer nach dem anderen)
Regie: Hans Petter Moland
Ab Do, 27.11., im Kino