Roeland Wiesnekker als knurriger Ex-Polizist und seine fünf dilettantischen Detektiv-Schüler ermitteln neuerdings zur besten Sendezeit am Sonntagabend und sorgen im Basler Hafenviertel für Trouble. Wer von ihnen sich zum Publikumsliebling mausern wird, darauf ist die Serien-Erfinderin Simone Schmid schon jetzt gespannt. Vielleicht der scheue Kosovo-Albaner Milan (Dardan Sadik) oder die toughe Jungdetektivin Agotha (Meryl Marty), die ihre verschwundene Mutter sucht?
«Die Figuren sollen Emotionen wecken, man soll sich mit ihnen identifizieren können», ist für sie klar. Zu ihrem Erfolgsrezept gehören zudem gut gemachte Thrillerspannung und überraschende, von wahren Fällen inspirierte Geschichten, die mit dem Krimigenre spielen. Das verrät sie per Videotelefon aus dem Tessin, wo sie mit ihrem Mann und dem dreijährigen Sohn lebt. Mit der Serie «Die Beschatter» hat sie den Spagat gewagt, das traditionelle SRF-Publikum genauso anzusprechen wie die jüngere Generation. «Die eierlegende Wollmilchsau sozusagen!»
Und wie schon beim fast gleichnamigen SRF-Serienhit «Der Bestatter », bei dem Schmid ebenfalls am Drehbuch beteiligt war, könnte das auch mit dieser frischen, witzigen Serie funktionieren. Die lebensechten Dialoge, die in Schweizer Filmen sonst oft hölzern klingen, sind der Heimweh- Baslerin besonders wichtig. «Man muss sie wälzen und wälzen, bis sie an das gesprochene Wort herankommen. Und auf dem Filmset feilen die Schauspieler nochmals daran, bis die Dialoge richtig im Mund liegen.»
«Fighten um die beste Lösung»
Das bedeutet jahrelange Schreibarbeit für Schmid und ihr Kreativteam, zu dem auch ihr Mann, der Filmer Francesco Rizzi, gehört. Am langen Tisch in Morbio Inferiore sitzen sie oft zum Ideenaustausch und «fighten um die beste Lösung». Klar sei da auch mal einer kurzzeitig hässig, gibt sie freimütig zu.
Aber wenn schliesslich am TV-Bildschirm die ausgedachten Figuren lebendig werden, sei das noch immer ein magischer Moment für alle. Zum Drehbuchschreiben ist Schmid über Umwege gekommen, die sie für ihre Geografie- Masterarbeit bis in die Nebelwälder von Costa Rica geführt haben. Hier hat sie bei einem Dokfilmdreh erstmals Filmluft geschnuppert und gemerkt, wie sehr ihr das journalistische Handwerk gefällt. Vor ihrer Arbeit bei der «NZZ am Sonntag » war sie aber auch als Flight-Attendant unterwegs und wollte als Mountainbike-Rennfahrerin gar Olympia erobern.
«Mein Mann sagt immer, ich hätte bereits sieben Leben geführt», schmunzelt sie. Ein Drehbuchkurs führte dann zum Aha-Erlebnis: «Genau das wollte ich machen! » Mit dem Drehbuch für «Zwingli» konnte sie 2019 ihren ersten Kinohit feiern. Und nun schreibt sie bereits an weiteren Fällen für die quirlige Beschatter- Crew – denn Staffel 2 ist bereits in Planung!
Der Beschatter
Ab Sa, 29.10.: www.playsuisse.ch
Ab So, 30.10., jew. 20.05 SRF 1
Simone Schmids Kulturtipps
Serie: The Bear: King Of The Kitchen (Disney+)
«Authentische Dramedy-Serie über die Arbeit in einer Sandwichbude. Regie, Recherche, Kamera und vor allem der Hauptdarsteller Jeremy A. White. Einfach nur Wow!»
Buch: Goliarda Sapienza: Die Kunst der Freude (Aufbau-Verlag)
«Ein verrücktes Buch mit einer berührenden Entstehungsgeschichte – ich würde es sofort als Serie adaptieren wollen, aber das wird nun in Italien gerade getan. »
Gastronomie: Rassegna del Piatto Nostrano
«Vom 18.11. bis 11.12. gibt es im Tessiner Valle di Muggio die ‹Rassegna del Piatto Nostrano› mit alten Rezepten und Produkten aus dem Tal. Die perfekte Gelegenheit, um unser schönes Tal zu Fuss oder mit dem Bike zu erkunden.» www.mendrisiottoturismo.ch