«SILENT SOULS – OVSYANKI» Eine Reise zur Liebe nach dem Tod
Zwei lebendige Männer und eine tote Frau: Das die Ausgangslage bei Regisseur Aleksei Fedorchenko für ein wehmütiges russisches Roadmovie durch schöne Natur und eine unbekannte Kultur.<br />
Inhalt
Kulturtipp 21/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Aist (Igor Sergeyev), der in der Papierfabrik arbeitet, wird von seinem befreundeten Vorgesetzten Miron (Yuri Tsurilo) angefragt, ob er ihm in einer ganz intim-persönlichen Angelegenheit helfen könne. Die geliebte Frau Tanya ist tot, und sie soll nach der Tradition der Merja ihre letzte Ruhestätte finden. Bis das letzte Totenritual vollzogen werden kann, gehts erst auf eine lange Reise durchs Land.
Aist kauft zwei kleine Vögel als Reisebegleiter. Die tote Tanya wird m...
Aist (Igor Sergeyev), der in der Papierfabrik arbeitet, wird von seinem befreundeten Vorgesetzten Miron (Yuri Tsurilo) angefragt, ob er ihm in einer ganz intim-persönlichen Angelegenheit helfen könne. Die geliebte Frau Tanya ist tot, und sie soll nach der Tradition der Merja ihre letzte Ruhestätte finden. Bis das letzte Totenritual vollzogen werden kann, gehts erst auf eine lange Reise durchs Land.
Aist kauft zwei kleine Vögel als Reisebegleiter. Die tote Tanya wird mit Wodka eingerieben, so will es die Tradition. Während der Autofahrt erzählt Miron seinem Begleiter mehr davon, wie die Liebe zwischen ihm und Tanya war. Aist erfährt unter anderem von seltsamen Hochzeitsritualen, bei denen die Schamhaare der Frau kunstvoll geknüpft werden.
Die Tradition, nach der gehandelt wird, ist – angeblich – jene der Merja. Dies ist ein finno-ugurischer Stamm, eine Ethnie, die in russischen Chroniken im Mittelalter noch erwähnt wurde. Aber eigentlich ist alles längst Vergangenheit, die Kultur der Merja untergegangen. Doch sie lebt hier noch einmal auf.
Alles geflunkert?
Sein lakonisches Roadmovie gestaltet der russische Regisseur Aleksei Fedorchenko, erklärter «documenteur», als Flunkerer: Letztlich bleibt offen, ob es wahr ist oder doch eher erfunden, was da als real vorgegaukelt wird. Ein Fall von «Fake-Ethnografie» in Filmform?
Holzgriffe, welche die beiden Männer in einem Laden kaufen, dienen ihnen für eine Feuerbestattung am Strand des grossen Sees. Die Asche wird dem Wasser übergeben: «Die Leiber der Frauen und die Flüsse sind es, die das Leiden wegtragen.» Apropos Leiber: Zu den Merkwürdigkeiten dieser Reise eines letzten Liebesbeweises an die verstorbene Ehefrau gehört auch die spontane und zufällige Liebesbegegnung mit zwei unbekannten Frauen.
Zwar ende das Leben mit dem Tod, so einer der Protagonisten, «doch nur die Liebe hat kein Ende». Als Ziel der Reise, die ihr Ende findet, meint eine Stimme: «Ich wollte verstehen, wer wir sind.»