Die Zeit läuft langsam ab für die bald 60-jährige Angélique. Ein Leben lang hat sie in sogenannten «Cabarets» getanzt – und mehr. Ein letztes Mal zieht sie mit ihren Kolleginnen nach Dienstschluss im Morgengrauen um die Häuser. Sie hört nicht nur auf, sie wird sogar heiraten. Ihr alter Kunde Michel Heinrich, pensionierter Kohlearbeiter, hat Angélique einen Antrag gemacht: «Heirate mich. Ich lass dich nie mehr allein. Es ist nicht mehr viel Zeit. Sie geht schnell rum.»
Schauplatz ist die deutsch-französische Grenzregion von Lothringen und Saarland. Hier lebt und arbeitete Angélique, unverkennbar dem Milieu zugehörig: stark geschminkt, in jugendlich anmutenden Leoparden-Leggins steckend, reichlich Klunker um den Hals und an den Fingern.
Familienensemble
Angélique zieht in Michels schönes Heim und informiert ihre vier Kinder über ihre Heiratspläne. Eines davon, die 16-jährige Cynthia, lebt bei Pflegeeltern. Sie weiss nicht, wer ihr Vater ist – Angélique auch nicht.
Jetzt, wo es gut zu werden scheint, kommt alles anders. Es klappt nicht im Bett – ausgerechnet. Angélique ist blockiert, sie fühlt sich nicht wohl. Angst, ja Panikgefühle kommen auf. Es wird Hochzeit gehalten, und noch am selben Abend bekennt sie gegenüber ihrem Ehemann: «Es ist nicht das, was ich mir vorstellte.» Seine harsche Antwort: «Den Leuten wehtun, ist alles, was du kannst, du Schlampe!» Angélique geht in der Hochzeitsnacht noch einmal auf die Piste, Party machen. Ihr Freiheitsdrang ist nicht zu bremsen und stärker als das ersehnte Wohlbehütetsein.
Authentischer geht es kaum: Protagonistin Angélique und ihre Kinder spielen in ihrer eigenen Geschichte sich selber, inklusive Co-Regisseur Samuel Theis, der ebenfalls vor der Kamera agiert. Das Film-Familienensemble erhielt für seine beeindruckende Leistung in Cannes die «Caméra d’or».
Party Girl
Regie: Marie Amachoukeli, Claire Burger, Samuel Theis
Ab Do, 26.3., im Kino