Schweizer Dokumentarfilm «Grozny Blues»: Mutige Frauen
Der Schweizer Dokumentarfilm «Grozny Blues» zeigt eine Stadt nach dem Krieg: Eine repressive Gesellschaft und Frauen, die gegen das Vergessen kämpfen.
Inhalt
Kulturtipp 07/2016
Letzte Aktualisierung:
29.03.2016
Urs Hangartner
Grosny ist die von Kriegen gebeutelte Hauptstadt Tschetscheniens. Mit Putins Hilfe sind im Zentrum jedoch schöne und grosse Repräsentativbauten neu entstanden – alles glänzt. Denn sämtliche Spuren des Krieges sollen beseitigt werden, als wäre nie etwas passiert. Im Land regiert der moskautreue Ramsan Kadyrow mit harter Hand und viel Vetternwirtschaft. Machthaber Kadyrow ist mit seinem Konterfei auf kitschigen Plakaten ominpräsent.
Videobilder zeig...
Grosny ist die von Kriegen gebeutelte Hauptstadt Tschetscheniens. Mit Putins Hilfe sind im Zentrum jedoch schöne und grosse Repräsentativbauten neu entstanden – alles glänzt. Denn sämtliche Spuren des Krieges sollen beseitigt werden, als wäre nie etwas passiert. Im Land regiert der moskautreue Ramsan Kadyrow mit harter Hand und viel Vetternwirtschaft. Machthaber Kadyrow ist mit seinem Konterfei auf kitschigen Plakaten ominpräsent.
Videobilder zeigen, wie es zu Kriegszeiten war. Eine Gruppe unbeugsamer Frauen um Zajnap Gaschajewa hat die Aufnahmen damals gemacht. Sie dokumentierten während Jahren, was geschah. Es sind zum Teil erschreckende Bilder von Zerstörung und Leid. Sie zeigen zerbombte Häuser und verkohlte Leichen von Zivilisten. Eine der Frauen sagt: «Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht in Vergessenheit gerät.» Mutig stellen sich Frauen gegen das Vergessen und helfen mit, Verbrechen der Behörden, Menschenrechtsverletzungen wie Entführungen und Folter ans Licht zu bringen.
Illegal und heimlich
Für Frauen besteht Kopftuchpflicht. Auch eine junge Sängerin muss sich bedecken. Die talentierte Frau würde gerne im einzigen noch bestehenden Musikclub der Stadt auftreten. Aber es ist Frauen verboten, in solchen Lokalen zu verkehren. Der Club muss ohnehin bald seinen Betrieb einstellen. Der Besitzer verdient zu wenig.
Der aus Italien stammende und in Basel lebende Regisseur Nicola Bellucci hat seine Dokumentation illegal und heimlich gedreht. Entstanden ist das bedrückende Porträt einer zerrissenen Gesellschaft. Die Videobilder der Frauen, die Bellucci in seinem Film verwendet, sind heute im Ausland: Mehr als hundert Stunden audiovisuelles Material lagern in einem Berner Archiv. Die filmende Menschenrechtsaktivistin Zajnap Gaschajewa hat Tschetschenien verlassen und in der Schweiz Asyl erhalten.
Grozny Blues
Regie: Nicola Bellucci
Ab Do, 24.3., im Kino