SCHNEEWEISS UND ROSENROT Märchenhaft abgründig
Die Zürcherin Lucia Cadotsch betört mit ihrem<br />
Berliner Quartett Schneeweiss und Rosenrot halb Europa. Mit dem Zweitling «Pretty Frank» besucht sie auch ihre alte Heimat.
Inhalt
Kulturtipp 08/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
Diese Musik lässt niemanden kalt. Song um Song sucht sie sich ihren Weg in Herz und Hirn, berauschend wie ein verwunschener Zaubertrank. Und wenn sie verklingt, diese Musik, fühlt man sich wie frühmorgens aus bildstarken Träumen erwachend und in die
Realität blinzelnd, diese aber nicht verstehend, weil emotional weiterträumend.
Märchenhaft klingt nicht nur der Bandname Schneeweiss und Rosenrot, den sich die Zürcher Sängerin Lucia Cadotsch...
Diese Musik lässt niemanden kalt. Song um Song sucht sie sich ihren Weg in Herz und Hirn, berauschend wie ein verwunschener Zaubertrank. Und wenn sie verklingt, diese Musik, fühlt man sich wie frühmorgens aus bildstarken Träumen erwachend und in die
Realität blinzelnd, diese aber nicht verstehend, weil emotional weiterträumend.
Märchenhaft klingt nicht nur der Bandname Schneeweiss und Rosenrot, den sich die Zürcher Sängerin Lucia Cadotsch (27) und die Berliner Pianistin Johanna Borchert (28) vor fünf Jahren gegeben haben. Auch ihr musikalisches Konzept baut auf just jene Doppelbödigkeit aus Idyll und Abgrund, Klarheit und Rätsel, welche die besten Märchen ausmacht.
Musikalisch schlagen die zwei Frauen Haken, die manch Hasen ins Stolpern brächte. Sie kombinieren leiernde Spieldosenmelodien mit groovenden Latinrhythmen, lassen simpelhübsche Popweisen in komplexe Klangbilder fliessen, changieren und transponieren, was das Zeug hält.
Verspielt und poetisch
Dies alles tun sie in einer verspielten Geschmeidigkeit, die ihren wilden Kapriolen eingangs erwähnte Traumhaftigkeit gibt. Die Texte stolpern und tänzeln zwischen Nonsens und Hochpoesie und verstärken den surrealen Touch der Musik.
Im Zentrum allen Geschehens Lucia Cadotschs Stimme, deren betörende Sirenenhaftigkeit akademisch geschult ist. Nach Studien in Berlin und Kopenhagen entwickelte Cadotsch ihre Stimme in Projekten zwischen Jazz, Pop und Folklore zum effektvollen Performanceinstrument.
Auf Johanna Borchert ist sie am Rytmisk Musikkonservatorium Kopenhagen gestossen. Anfangs zu zweit experimentierend, holten die beiden bald Unterstützung beim Luxemburger Drummer und Elektroniker Marc Lohr sowie dem schwedischen Bassisten Petter Eldh. Das Quartett feierte Erfolge in halb Europa. Nun legt es sein zweites Album mit dem hübschen Titel «Pretty Frank» vor.
[CD]
Schneeweiss und Rosenrot:
Pretty Frank
(Enja Yellowbird 2011).
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