Weihnachten steht vor der Tür. Sabine (Esther Gemsch) darf diesmal nicht mit in den Luxus-Wintersportort zusammen mit ihren Freundinnen. Sie ist allein, von Mann und Kindern getrennt. Bei den Psychodrama-Sitzungen von Freundin Anja (Alexandra Prusa) hat sie als Hilfskraft improvisationsschauspielerische Erfahrungen sammeln können.
Nun übernimmt sie eine Art Beschäftigungstherapie im Durchgangszentrum für Asylbewerber. Es liegt hoch droben auf 1450 Metern über Meer auf den Eggbergen im Kanton Uri. Sie will mit ihren Schützlingen Friedrich Schillers «Wilhelm Tell» inszenieren. Dafür holt sie sich professionellen Rat beim befreundeten Schauspieler Helmut (Klaus Wildbolz). Der findets «eine Schnapsidee» und will absolute Diskretion garantiert haben.
Es gibt zu tun
Es geht ans Proben. Probleme gibt es zuhauf: Renitente, Lethargisch-Gleichgültige, aber auch Enthusiastische finden sich unter den Heimbewohnern. Nicht zu reden von Sprachschwierigkeiten. Sie können kaum bis gar nicht Deutsch. Sie alle engagieren sich mehr oder weniger: Punishment, Elvis, Akin, Remzi, Shirin, Bahar, Murat, Abebe, Eden, Wangchen und Mani (der Kleine, der den Walterli spielen soll).
Bei den Asylbewerbern untereinander läuft einiges. Eine zarte Liebe bahnt sich an. Oder man geht verbotenerweise nach Zug ins Kaffeehaus und in die Disco (Eingeborenen-Kontakt). Weihnachtsgeschenke holt man sich nächtens aus dem Texaid-Kleidercontainer.
Sabine integriert sich ihrerseits in die Gruppe, auch durch die grosszügige Spende: Weil das Geld beim Weihnachtsessen nicht reicht, offeriert sie Poulets für alle. Der Heimleiter sagt es einmal deutlich: «Integrierte Asylbewerber sind viel schwieriger loszuwerden.»
Es kommt am Ende fast alles gut. Die Truppe darf das Tellspielhaus in Altdorf samt Requisiten benutzen. Dramatisches Geschehen gefährdet allerdings die Premiere. Kommt erschwerend hinzu, dass die öffentliche Aufmerksamkeit inklusive Erwartungshaltung gross ist, weil das Projekt Gegenstand eines Medienrummels wurde.
Kein politischer Film
Peter Luisi («Der Sandmann») erklärt: «Ich wollte keinen politischen Film machen.» Der Humor sei ihm wichtig, gleichzeitig «wollte ich aber das Thema und alle Figuren ernst nehmen». Apropos Figuren: Man meint, dass da vor der Kamera «echte» Laien die Asylbewerber spielen. In Wahrheit hat Peter Luisi für sein mul-tikulturelles Eggberge-Personal aber richtige Schauspieler gecastet. Eine wahre Freude, ihnen bei ihrem Spiel zuzuschauen.
Der Film wurde dieses Jahr in Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Schweizer Helden
Regie: Peter Luisi
Ab Do, 13.11., im Kino