Egal, wer den Festspielen vorsteht. Tief im Innern bleibt sich dieses Festival über all die Jahre treu. Traditionen gehören zu dieser von Lyriker Georg Trakl besungenen Stadt. Hugo von Hofmannsthals «Jedermann» scheint gegen Theatermoden resistent, fast so unveränderbar wie die Mauern rund um den Domplatz.
Der vermeintlich so populär ausgerichtete Alexander Pereira (2012 bis 2016) oder der moderne «Festspielschreck» Gérard Mortier (1992–2001): Es werden Mozart und Strauss gespielt, vielleicht mal Janacek anstatt Puccini, aber die Grundausrichtung bleibt gleich. Jeder will die besten Dirigenten, jeder die besten Sänger, jeder eine neue Netrebko entdecken – und jeder wird mal einen angesagten Regisseur verpflichten, der gewaltig daneben haut.
Die neusten Skandale
Ab Mai rätseln die Wiener Feuilletons, welche Aufführung Skandalcharakter haben werde. Dank Pereira hat man nun das ganze Jahr viel zu diskutieren. Vor allem übers Geld. Anders als in Bayreuth schlagen sich hier die Besucher wegen der Kunst aber nicht die Köpfe ein. Das Salzburger Publikum ist weitgehend ein gebildetes, aber auch ein stilles. Applaus und Bravos ja, aber der keifende Stehplatzprotest liegt ihnen fern. Dafür zahlt man keine 400 Euro für einen Parkettplatz und dafür zieht keine Dame ein Dior-Abendkleid an.
Wer sich dennoch ärgert, suche bei einem Spaziergang in die benachbarte Gemeinde Anif Ruhe, wo man nach dem Besuch von Herbert von Karajans Grab im «Schlosswirt» einkehren sollte. Wenn nicht Eliette von Karajan, dann sitzt im «Schlosswirt» bestimmt ein Festspiel-Star am Nachbartisch und isst «Ente aus dem Schlossteich». Berühmt-berüchtigt fürs Festspielstar-Gucken (weniger fürs Essen) ist auch das «Triangel» gleich vor den Festspielhäusern. Das erste Netrebko-Foto des Sommers wird hier gemacht, Pereira isst derweil mit seiner Daniela das Preis-Leistungs-Wunder-Menü im schmucken Garten der «Riedenburg».
Für Kurzentschlossene
Die horrenden Preise für die Parkettkarten müssen keinen von der Salzburgfahrt abhalten. Im «Haus für Mozart» und in der Felsenreitschule gibt es auch Stehplätze für 15 Euro (im Grossen Festspielhaus leider nur Säulensitze). Und gerade für den x-fach überbuchten «Jedermann» können eine Stunde vor jeder Domplatzaufführung Stehplätze gekauft werden.
Wer spontan nach Salzburg fährt, wird mit etwas Glück selbst für die angesagteste Premiere kurzfristig eine Karte erhalten, wenn er vor dem Festspielhaus die Augen offen hält. Im offiziellen Kartenbüro gibt es laufend Rückgaben, tägliches Nachfragen lohnt sich. Und es gibt die alteingesessenen Kartenbüros wie «Polzer», die grosse Kontingente erhalten, allerdings 25 Prozent auf den normalen Preis draufschlagen.
Neuer Reiseführer
Unter dem Titel «Salzburgerland» ist soeben ein neuer Baedeker erschienen. Er dient dem Festspiele-Besucher mit zahlreichen praktischen Tipps und kulturellem Hintergrund etwa über das Leben von Mozart. Der Reiseführer enthält viele Anregungen für sportliche Aktivitäten, besonders ausgedehnte Wanderungen.
319 Seiten, mit Karten
(MairDuMont 2013).