Sachbuch: Von Mops und Mensch
Ein witziger Band für Hundefreunde: Autorin Mackenzi Lee geht der Weltgeschichte in einem illustrierten Band mit Erzählungen über Vierbeiner nach.
Inhalt
Kulturtipp 03/2021
Babina Cathomen
Ein Mops namens Pompey und eine Zwergspitzhündin namens Diamond spielten in der Weltgeschichte eine entscheidende Rolle: Ersterer rettete dem niederländischen Staatsmann Wilhelm von Oranien (1533–1584) während der Belagerung von Mons das Leben, indem er ihn mit seinem Gebell in der Nacht weckte, als ein spanischer Attentäter sein Herrchen ermorden wollte.
Die Hündin Diamond hingegen verhinderte fast die bahnbrechende Entdeckung ihres Herrchens Isaac Ne...
Ein Mops namens Pompey und eine Zwergspitzhündin namens Diamond spielten in der Weltgeschichte eine entscheidende Rolle: Ersterer rettete dem niederländischen Staatsmann Wilhelm von Oranien (1533–1584) während der Belagerung von Mons das Leben, indem er ihn mit seinem Gebell in der Nacht weckte, als ein spanischer Attentäter sein Herrchen ermorden wollte.
Die Hündin Diamond hingegen verhinderte fast die bahnbrechende Entdeckung ihres Herrchens Isaac Newton (1643–1727): Diamond liess dessen Arbeit über das Gravitationsgesetz in Flammen aufgehen, als sie im Studierzimmer gegen den Tisch stiess und eine brennende Kerze auf das Manuskript fiel, in das der Wissenschafter 20 Jahre investiert hatte. Der Forscher zeigte sich jedoch als wahrer Hundefreund, wie aus seinen Briefen überliefert ist. Allerdings versank er zunächst in Depressionen und brauchte ein Jahr, um das Gravitationsgesetz zu rekonstruieren.
Der Streuner Rupee auf dem Mount Everest
Diese und andere skurrile Momente der Geschichte erzählt die US-Bestseller-Autorin und Historikerin Mackenzi Lee im Band «Eine Weltgeschichte in 50 Hunden». Anhand von historisch überlieferten Anekdoten oder Randnotizen rollt sie so über 5000 Jahre Zivilisationsgeschichte auf und liefert nebst den Hundestorys zahlreiche historische Fakten. Beginnend beim altägyptischen König, von dem ironischerweise nur der Name seines Hundes überliefert ist, bis zum heimatlosen Streuner Rupee, der 2013 zusammen mit seinem neuen Frauchen den Mount Everest bestieg. In weiteren Kapiteln geht sie auf die Geschichte der Domestizierung von Hunden oder auf die Rolle des Vierbeiners im Zweiten Weltkrieg ein.
Diese Weltgeschichte aus überraschender Perspektive ist unterhaltsam und spannend, zuweilen rutscht Lees witzig-ironische Erzählweise aber etwas zu sehr in einen saloppen Tonfall ab. Dennoch ist der Band, der mit knallig-bunten Illustrationen von Petra Eriksson angereichert ist, ein origineller Lesestoff nicht nur für Hundefreunde und zeigt, dass der feuchtnasige Vierbeiner mehr kann als Pfötchen
geben.
Mackenzi Lee
Eine Weltgeschichte in 50 Hunden
190 Seiten
Mit Illustrationen von Petra Eriksson
(Suhrkamp 2020)