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Napoleon brachte zwar kurze Zeit die europäische Welt durcheinander. Doch die Monarchien stellten am Wiener Kongress 1814/15 die alte politische Stabilität wieder her. Das ist die gängige Lesart jener Zeit – nicht aber die Sicht des ehemaligen Ressortleiters bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», Eberhard Straub. Die Monarchien schafften nach dem Chaos eine Stabilität, die bis zum Ersten Weltkrieg halten sollte: «Eine künftige Ordnung sollte gleichsam mechanisch funktionieren.» Dass das Wunschdenken war, zeigt etwa der deutsch-französische Krieg von 1870/71.
Straubs These des Machtausgleichs ist dennoch interessant: Denn die Monarchien einigten sich in Wien auf einen angeblich gerechten nationalen Interessenausgleich, der Frankreich künftig Grenzen setzen sollte. Und die Diplomaten der europäischen Herrscherhäuser vermochten den zunehmenden Einfluss Grossbritanniens einzudämmen. Die verantwortungsbewussten Grossmächte verzichteten dabei auf einen moralisch wertenden Ansatz. Sie respektierten sogar den Unruhestifter Napoleon, auch wenn dieser aus ihrer Sicht abenteuerlich handelte. Straub hat mit diesem Buch einen langen Essay geschrieben, der manchmal politisch etwas gar aufgesetzt reaktionär wirkt. Aber Straub ermöglicht eine immer wieder überraschende Sichtweise auf Geschehnisse, die man stets verstanden zu haben glaubte.
Eberhard Straub
«Der Wiener Kongress»
254 Seiten (Klett Cotta 2014).
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