Salman Rushdie: Zurück im Leben
Der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie verarbeitet das Attentat gegen ihn in seinem Erinnerungsbuch «Knife – Gedanken nach einem Mordversuch».
Inhalt
Kulturtipp 11/2024
Rolf Hürzeler
Nach der Veröffentlichung seiner «Satanischen Verse» wurde der Schriftsteller auf die Todesliste der iranischen Mullahs gesetzt. Am Freitag, 12. August 2022, geschah es: «Um Viertel vor elf wurde ich von einem jungen Mann mit seinem Messer angegri!en und beinahe getötet.»
Rushdie glaubt, er könne sich bis heute an alle Details dieser Attacke erinnern, räumt aber ein, dass dies wahrscheinlich eine Täuschung sei. Der Autor hat mit &laqu...
Nach der Veröffentlichung seiner «Satanischen Verse» wurde der Schriftsteller auf die Todesliste der iranischen Mullahs gesetzt. Am Freitag, 12. August 2022, geschah es: «Um Viertel vor elf wurde ich von einem jungen Mann mit seinem Messer angegri!en und beinahe getötet.»
Rushdie glaubt, er könne sich bis heute an alle Details dieser Attacke erinnern, räumt aber ein, dass dies wahrscheinlich eine Täuschung sei. Der Autor hat mit «Knife» keinen neuen Roman geschrieben.
Er verarbeitete vielmehr das Geschehene und schildert die Gedanken, die ihn während dieser Zeit quälten. Sein Leben hing an einem Faden. Es grenzt an ein Wunder, dass er bei der Attacke «nur» ein Auge verloren hatte. Am Boden liegend fühlte er sich einsam und dachte daran, dass er seine zwei Söhne und seine Partnerin, die Lyrikerin Rachel Eliza Gri"ths, nie mehr sehen würde. «Doch wie dem aufmerksamen Leser kaum entgangen sein dürfte, habe ich überlebt.»
Trotz aller Dramatik blitzt immer wieder Rushdies Witz auf. Etwa wenn er von seinem wochenlangen Spitalaufenthalt berichtet: «Nichts macht Krankenhäuser glücklicher, als wenn der Patient sagt, er habe Stuhlgang.» Wenig überraschend billigt er dem Attentäter – er nennt ihn einfach «A. wie Arschloch» – keinerlei ehrliche Motive zu, schon gar keine religiösen. Mehr noch: Salman Rushdie blieb angesichts des Todes seiner eigenen atheistischen Überzeugung treu. Nach dem Ende kommt seiner Meinung nach nichts.
Buch
Salman Rushdie
Knife – Gedanken nach einem Mordversuch
Aus dem Engl. von Bernhard Robben
(Penguin 2024)