Sachbuch-Bestseller: Hinter dem Gewand
«Hoffe» ist die erste Autobiografie eines Papstes überhaupt. Das Buch ist auch für Atheisten eine bereichernde Generationengeschichte.
Inhalt
Kulturtipp 05/2025
Deborah von Wartburg
Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus, hat eine Autobiografie veröffentlicht. Das an sich ist schon eine Sensation, ist es doch eine Premiere in der Geschichte der katholischen Kirche. Eigentlich hätte das Buch posthum erscheinen sollen, angesichts der Weltlage und des «Jahres der Hoffnung» habe sich Papst Franziskus jedoch umentschieden. Mit Co-Autor Carlo Musso zieht er die ganz grossen Bögen: von der eigenen Familiengeschichte zum M...
Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus, hat eine Autobiografie veröffentlicht. Das an sich ist schon eine Sensation, ist es doch eine Premiere in der Geschichte der katholischen Kirche. Eigentlich hätte das Buch posthum erscheinen sollen, angesichts der Weltlage und des «Jahres der Hoffnung» habe sich Papst Franziskus jedoch umentschieden. Mit Co-Autor Carlo Musso zieht er die ganz grossen Bögen: von der eigenen Familiengeschichte zum Mitgefühl für Migranten und gefährlichen politischen Tendenzen unserer Zeit.
«Hoffe» beginnt mit Bergoglios Grosseltern, die 1929 ein Schiff bestiegen, das sie aus dem armen Piemont nach Argentinien brachte, wo sie sich eine bessere Zukunft erhofften. In seiner Biografie streift Bergoglio das repräsentative weisse Gewand ab und zeigt Teile des Menschen dahinter: Er erzählt von Kindheitsstreichen, von jugendlichem Verliebtsein, von seiner Zeit in den Armenvierteln von Buenos Aires und von Momenten der Reue. Er beschreibt auch, was ihn am Filmemacher Federico Fellini fasziniert, und verrät, dass er es vermisst, spontan eine Pizza essen gehen zu können. Bei all dem Weltlichen streut er aber auch biblische Gleichnisse und Psalmen ein.
Im zweiten Teil des Buchs nimmt Papst Franziskus aktuelle Kriege und Krisen ins Visier und findet klare Worte für den Missbrauch von Religion für persönliche Machtansprüche. Obwohl der erste Buchteil persönlicher und deshalb stärker ist, blitzt auch hier oft Humor auf. Etwa, als er erzählt, wie ihm vor der Papstwerdung geraten wurde, sich einen Hund als Vorkoster anzuschaffen. Die grosse Lebenserfahrung des Papstes macht das Buch sowohl für Gläubige als auch für Atheisten interessant.
Papst Franziskus
Hoffe
Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl
380 Seiten
(Kösel 2025)