Ein weiterer Lebensratgeber? Nein, das Buch sei «dezidiert kein Ratgeber», hält Barbara Bleisch, bekannt aus der SRF-«Sternstunde Philosophie», fest: Das «Gefühl der Krise» soll vielmehr «philosophisch fruchtbar gemacht werden als Zustand, den wir nicht meiden oder verdrängen sollten, sondern den wir nutzen können, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen».
Die mittleren Jahre verortet sie zwischen rund 40 und 65 – die Zeit, die auch als die «besten Jahre» bezeichnet und trotzdem oft mit der Midlife-Crisis verbunden wird. «Das Leben erscheint mir heute definitiv brüchiger als noch mit 30, aber in vielerlei Hinsicht auch tiefer und kostbarer», schreibt die 51-jährige Philosophin.
Was habe ich erreicht, und wo will ich noch hin? Welche Züge sind bereits abgefahren? Und wie gehe ich damit um, dass die dahinrasende Zeit mir die Endlichkeit vor Augen führt? Diesen Fragen geht Bleisch mit Philosophen und Autorinnen wie Epikur, Simone de Beauvoir, Susan Sontag, Leo Tolstoi und vielen mehr auf den Grund.
Das hat alles Hand und Fuss, und doch vermag es oft nicht zu fesseln oder vertiefte Erkenntnisse zu liefern. Während zum Beispiel Elke Heidenreich im Buch «Altern» über die letzte Lebensphase eine witzige, persönliche und gar provokative Herangehensweise wählt, vermisst man bei Bleisch zuweilen den Humor.
Zweifellos fächert sie ein grosses philosophisches Wissen auf, geht aber selten dahin, wo es schmerzt. Die persönlichen und philosophischen Anknüpfungspunkte bleiben meist nüchtern, Aussagen und Metaphern wiederholen sich. Im besten Fall gibt das Buch aber Denkanstösse, die man in einem guten Gespräch mit Freunden weiter erörtern kann, um auch dahin vorzustossen, wo es berührt.
Lesungen
Do, 26.9., 19.30
Kantonsbibliothek Baselland, Liestal
Fr, 27.9., 19.30
Lüthy + Stocker St. Gallen
Buch
Barbara Bleisch
Mitte des Lebens
272 Seiten
(Hanser 2024)