Tausende heranwachsender Frauen verliessen ihre Heimat. Sie gingen aus Abenteuerlust, als Befreiungsakt von den Eltern oder auf der Suche nach einem besseren Leben. Die «sozial akzeptierte Emigration» fiel in eine Epoche, in der Kinder- und Jugendarbeit alltäglich waren und in der Schweiz ein Mangel an Arbeitskräften herrschte. Ihre Schicksalsgeschichten erzählt nun die Autorin Andrea Althaus in ihrem neuen Buch «Vom Glück in der Schweiz?».
Beispielhaft ist die Geschichte von Martha Gruber. Der Zweite Weltkrieg hatte ihrer Familie die Existenzgrundlage entzogen. Mit ihrer mangelnden Schulbildung fand sie nur eine Stelle in einer Seifenfabrik. Schliesslich ging sie als Serviererin in die Schweiz und heiratete nach dreijährigem Engagement als Hausangestellte einen Schweizer. Sie lernte den hiesigen Dialekt und distanzierte sich zusehends von «Germanien». Das Wissen um die Verbrechen der Nationalsozialisten führte sowohl zu Auseinandersetzungen mit ihren Verwandten wie zu einem Gefühl der Entfremdung von ihrer Familie.
Trotz solcher Erfahrungen ziehen die meisten der 79 interviewten Frauen rückblickend eine positive Bilanz. Unabhängig von den Landesteilen hat sich ihnen vieles erschlossen: Sei es das Ausbrechen aus einer aussichtslosen beruflichen Situation, die Befreiung von einschränkenden Familienverhältnissen oder wachsendes Selbstvertrauen.
Neben der sozialwissenschaftlichen Analyse besticht Althaus’ Dissertation durch die Erzählungen. Die Autorin verwebt diese geschickt mit politischen, rechtlichen und ökonomischen Regulativen. Die Berichte schildern eindrücklich, wie sich Überfremdungsangst, Diskriminierung und einseitige Abhängigkeit auswirkten.
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