Er lacht gerne, Ruben Drole. Mit seiner vollen Bassstimme wirkt sein Lachen kräftig und ansteckend. Und auch auf der Bühne, wo er oft die lustigen Rollen spielt – Papageno oder Leporello zum Beispiel –, da lacht er zwar selten, sondern singt, aber seine ganze Mimik und Gestik kann er virtuos in den Dienst einer komischen Szene stellen.
Wenn man ihm zusieht, besteht kein Zweifel: Ruben Drole steht gerne auf der Bühne. Und er fühlt sich wohl im Ensemble des Zürcher Opernhauses. Seinen Vertrag hat er bereits in die Zeit des neuen Intendanten Andreas Homoki verlängert. In der letzten Saison von Alexander Pereira singt er neben den beiden Mozart-Partien Leporello (in «Don Giovanni», mit Anna Netrebko als Donna Anna) und Guglielmo (in «Così fan tutte») in der Neuproduktion von Rossinis Oper «La Scala di Seta».
Planlos und zufrieden
Aber das Festengagement hat auch Nachteile: Für andere Aktivitäten bleibt wenig Zeit: «Ich bin so eingespannt in den Betrieb, dass einfach der Kopf nicht frei ist, mich – zum Beispiel – intensiv mit dem Lied-Repertoire auseinanderzusetzen. Ich habe einmal ein ganzes Jahr lang keinen einzigen Liederabend gesungen, und das fehlt mir dann doch. Manchmal komme ich deshalb schon ein bisschen ins Grübeln und überlege mir, ob ich nicht doch ein wenig bewusster mein Leben und meine Karriere planen soll.»
Aber kommt das nächste Projekt, die nächste Anfrage, so treten diese Gedanken gleich wieder in den Hintergrund. Bisher hat Ruben Drole das Glück gehabt, dass im richtigen Moment stets ein passendes Projekt auf dem Tisch lag: «Jede Anfrage ist auch ein Kompliment. Ich habe nie Pläne gemacht, alles ist auf mich zugekommen. Ich kann wirklich zufrieden sein.»
Und wenn Dirigenten wie Franz Welser-Möst oder Nikolaus Harnoncourt beim Opernhaus anklopfen und um Freigabe für Ruben Drole bitten, dann wird das bereitwillig gewährt. So sang er zum Beispiel mit Harnoncourt auf einer Japan-Tournee oder Mozart-Opern in Cleveland unter Welser-Möst. Anfang Mai reist er für eine Neuproduktion der «Zauberflöte» nach Charleston und gleich anschliessend zu Harnoncourts Festival «Styriarte» nach Graz. Mit Harnoncourt sang er auch im April ein frühes Händel-Oratorium «La Resurrezione» beim Luzerner Osterfestival (Radio-Übertragung von DRS 2 am So, 24.4.).
Bass oder Bariton?
So ergab sich eins ums andere in der Karriere eines Baritons, der noch nicht einmal sicher ist, ob er möglicherweise ein Bass ist. «Für die Agenturen ist das natürlich ärgerlich», lacht Ruben Drole, «aber meine Stimme entwickelt sich sowohl in der Tiefe wie in der Höhe. Ich kann wirklich nicht sagen, in welches Fach ich nun gehöre, aber es ist mir im Grunde auch egal. Ich vergleiche gerne mit Sängern der Vergangenheit, schaue, was sie nacheinander gesungen haben, und denke dann, dass das bei mir ähnlich verlaufen könnte.»
Aber mit 30 Jahren ist eine Stimme noch jung, ein Sänger, obwohl bereits reich an Erfahrung, noch ein Frischling im Opernbetrieb. Vorerst fühlt sich Ruben Drole bei Mozarts Bariton-Partien pudelwohl, dazu kommt immer wieder Barockoper, zum Beispiel nächsten Mai Händels «Giulio Cesare» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Pfingstfestspielen. Aber auch andere Töne künden sich an: Auf der Repertoire-Liste steht der Wolfram aus Wagners «Tannhäuser», mit einem Sternchen zwar, was heisst, dass Drole die Partie erst einstudiert. «Aber wenn jetzt die Bayreuther Festspiele anrufen würden, dann weiss ich nicht, ob ich nicht schwach werden würde», kokettiert Ruben Drole. Und dass er, in zehn oder fünfzehn Jahren auch einen Wotan singen wird, scheint für ihn fast schon eine logische Entwicklung zu sein.
So rasant seine Karriere verlief, so spät hat sie begonnen: Ruben Drole wurde in Winterthur als Kind slowenischer und spanischer Eltern geboren. Der Sohn eines Geigers spielte selbst lange Zeit Geige. Erst sein Musiklehrer an der Kantonsschule erkannte das Potenzial seiner Stimme und organisierte ihm ein Vorsingen in der Musikschule. Repertoire hatte Ruben Drole keines, sang einen Spiritual, wurde dennoch genommen und entschloss sich wenig später wirklich zum Gesangsstudium bei Jane Thorner Mengedoth, die auch heute noch seine Lehrerin und eine wichtige Beraterin ist.
Verführte Mädchen
Bevor er nach Amerika fliegt, singt Ruben Drole in der Zürcher Tonhalle nochmals Mozart, drei ganz verschiedene Stücke, aber alle drehen sich um verführte Mädchen: «Mentre ti lascio» ist die Ermahnung des Vaters an die Tochter, sich während seiner Abwesenheit zu benehmen, «Männer suchen stets zu naschen» bezieht sich nicht auf Schokolade, und Leporellos «Registerarie» listet bekanntlich die Eroberungen des Frauenhelden Don Giovanni fein säuberlich auf.
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Mozart: «Zauberflöte»,
Opernhaus Zürich
Ltg.: Nikolaus Harnoncourt.
(DGG 2007).
Mozart: «Così fan tutte»,
Opernhaus Zürich; Ltg.: Franz Welser-Möst (Arthaus 2010).
Rossini: «Italiana in Algeri»,
Aix-en-Provence
Ltg.: Riccardo Frizza
(Bel Air 2006).
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